Revocation – Netherheaven

| 6. September 2022 | 0 Comments
Revocation

(c) Alex Morgan

Nach dem Release von „The Outer Ones“ suchten Revocation nach neuen Wegen. Mittlerweile zum Trio geschrumpft, plante man einen kleinen Kurswechsel. Mastermind Dave Davidson schrieb die Platte im Alleingang nach dem letzten Tourzyklus mit der Absicht, in eine deutlich Death-Metal-lastigere Richtung zu gehen, von höllischen und infernalen Themenkreisen begleitet, die durchaus Bezug zur Gegenwart (Davidson erwähnt unter anderem den Sturm aufs Kapitol) besitzen. „Neatherheaven“ widmet sich somit vornehmlich einer speziellen Facette im Bandsound – mit Erfolg?

„Nihilistic Violence“ trägt diese neue, präzisierte Wucht bereits im Titel. Das Donnern der Rhythmusabteilung und die vergleichsweise klassischen Death-Metal-Riffs sprechen eine deutliche Sprache, zudem geht Davidson die Sache deutlich wütender, gutturaler an. Und doch bleiben die für Revocation typischen Prog-Elemente erhalten, bloß etwas tiefer ins Arrangement eingebettet. Kleine Shifts kollideren mit fauligem Riffing, technisch versierte bis brutale Husarenritte mischen mit, bevor abschließend die leicht ranzige, schemenhaft erkennbare Melodik ein kleines, aber nicht minder packendes Comeback feiert.

Abschließend hebt die Death-Action absolut ab, denn „Re-Crucified“ ist einerseits angenehm direkt und brutal, andererseits von zwei fantastischen Stimmen begleitet. George „Corpsegrinder“ Fisher (Cannibal Corpse) und der viel zu früh verstorbene Trevor Strnad (The Black Dahlia Murder) geben sich in diesem herrlich kaputten Nackenbrecher ein magisches Stelldichein – sicherlich einer der besten Songs der Platte. Weit vorne spielt auch „Strange And Eternal“ mit, weil Revocation Rückgriffe auf proggigere Gefilde wagen. Brachialgewalt und die feine Klinge geben sich die Klinke in die Hand, sogar für eine hymnische Auflösung am Höhepunkt bleibt Platz – kurz, effektiv, ungemein mitreißend und ganz vorne mitspielend.

Das durchgehende Ausnahmelevel der letzten Alben erreichen Revocation dieses Mal zwar nicht, doch auch dieser minimalse Rückschritt, wenn man das überhaupt so nennen kann, stört rein gar nicht. „Netherheaven“ ist ohne Frage das bislang direkteste und finsterste Werk des Trio, bemüht recht klassische Death-Metal-Gefilde und landet damit einen vollen Erfolg. Den Anspruch und die Unberechenbarkeit der Vorgänger vermisst man, und doch ist dieses Auskotzen überaus wertvoll. Es mag nicht ihre stärkste Platte sein, trotzdem bleiben Revocation auch nach all den Jahren eine Bank, eine Institution des Wahnsinns.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 09.09.2022
Erhältlich über: Metal Blade (Sony Music)

Website: www.revocationband.com
Facebook: www.facebook.com/Revocation

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Category: Magazin, Reviews

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