High Tone Son Of A Bitch – Live At The Hallowed Halls

| 7. September 2022 | 0 Comments
High Tone Son Of A Bitch

(c) Raul Varela

High Tone Son Of A Bitch war eine jener Bands, die scheinbar zu Großem berufen war. Die Brüder Paul und Andrew Kott scharten allerlei musikalische Prominenz um sich und veröffentlichten mehrere Kleinformate zwischen Stoner, Sludge und Doom, bevor ein tragischer Unfall Andrew Kott 2007 das Leben kostete. Erst in jüngerer Vergangenheit bemühte sich Paul Kott um ein Comeback, legte eine Retrospektive der bisherigen Releases vor und kündige eine Tour an, bevor die Pandemie sämtlichen Plänen einen Riegel vorschob. Und so entstand ein Live-Paket, das sich allerdings entschieden von herkömmlichen Streaming-Erfahrungen unterscheiden musste. „Live At The Hallowed Halls“ soll sich wie ein verschwitzter Club-Gig anfühlen. Mitglieder von Melvins, Kalas und Acid King sowie einige prominente Gäste gaben sich ein Stelldichein.

Besagte Prominenz umfasst Matt Pike von High On Fire, der in „Monuments To Ruins“ vorbeischaut und die Intensität dieses ohnehin mächtigen Tracks noch einmal deutlich in die Höhe schnellen lässt. Dezente Synthie-Untermalung, monolithische Drums und dicke Gitarren treffen auf heisere, kehlige Vocals sowie ein brachiales Sludge-Statement, das sämtliche Sinne raubt. „Wicked Threads“ ist das krasse Gegenteil, kurz und kompakt gehalten, in seiner stoischen Ruhe und Nachdenklichkeit sogar von gewissen Grunge-Vibes durchzogen. Auch diese Facette macht Spaß, so sehr (und gelungen) sie auch aus dem Rahmen fällt.

Davor lauert „Silhouette“, eine Monstrosität von einem Opener. Rob Wrong von Witch Mountain und The Skull schaut kurz vorbei und unterstützt das Wachstum dieses Doom-Giganten, dessen Keyboard-Einsatz die Atmosphäre ungemein verdichtet. Zwischen Sludge-Anwandlungen und beklemmender Messe entsteht ein Riesentrack, der sogar Platz für Harmonien und die feinsten Anflüge von Eingängigkeit findet. Wie das Gitarrensolo mit aller Distortion shreddet – die perfekte Krönung. Auch das zähe „John The Baptist“ kommt gut, recht rifflastig und aufwühlend. Der etatmäßige Sänger Russ Kent wagt ein Duett mit Andrea Vidal, das zu den Höhepunkten dieser Platte zählt.

High Tone Son Of A Bitch waren ihrer Zeit zu gewissen Teilen voraus und wirken auch heute noch unglaublich mächtig. „Live At The Hallowed Halls“ dokumentiert Glanzlichter des Kott’schen Schaffens in majestätischer Pracht. Das Live-Paket geht direkt ins Ohr, ins Herz, in die Seele, nistet sich dort ein und spuckt gewaltige Riffpakete aus. Andrew Kott fehlt gewaltig, das wird hier deutlich – ein grandioses Vermächtnis und zugleich ein doomiger Leckerbissen für den einsetzenden Herbst.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 09.09.2022
Erhältlich über: Ripple Music (Bertus)

Facebook: www.facebook.com/htsob.oakland

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Category: Magazin, Reviews

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