Ihsahn – Eremita

| 27. Juni 2012 | 0 Comments

Ihsahn

Zeit für ein neues Kapitel in der illustren Karriere Ihsahns: Nach dem Abschluss seiner Solo-Trilogie in Form von „After“ (2010) wagt sich der ehemalige Emperor-Frontmann an einen weiteren Alleingang, dieses Mal losgelöst vom bisher behandelten thematischen Komplex. Auf „Eremita“ bedient sich Vegard Sverre Tveitan nach wie vor einer Extreme Metal-Melange zwischen Prog, Black und Avantgarde, erkundet allerdings vornehmlich seine melodische, leicht jazzige Seite. Natürlich haben sich auch wieder zahlreiche Gäste und das prominent eingesetzte Saxophon von Jørgen Munkeby (Shining Norwegen) auf das Album verirrt.

Mit dezent extremistischer Brutalität und herrlich melodischem Prog-Einschlag stürzt sich Ihsahn auf den Opener „Arrival“, keift sich durch die Strophe und wird dabei von Einar Solberg unterstützt, der sich für den Gastbeitrag seines norwegischen Landsmannes auf dem aktuellen Leprous-Album „Bilateral“ revanchiert. Solbergs melodischer Mittelteil, der einen ellenlangen Solopart ankündigt, gehört zu den großen Highlights dieser Platte. Nur eine Tür weiter wütet der Ex-Emperor-Frontmann durch „The Paranoid“, einen der härtesten Tracks dieser Platte. Das Tempo wird über weite Strecken hochgehalten; einzig kleinere Melodik-Teile, erneut von 70s-Prog-Charme durchzogen, sorgen für ein klein wenig Erholung und Begeisterung.

Im Prinzip ist jeder Track – mal wieder – ein Highlight. „The Eagle And The Snake“ mausert sich mit seinen neun Minuten Spielzeit, Munkebys Saxophon-Einsatz und deutlich gedrosseltem Tempo zum Übersong. Gerade in den erhabenen, etwas langsamen Zwischenparts growlt Ihsahn gar gefährlich, lässt sich jedoch schrittweise in ein jazziges Umfeld einbetten – ein überaus faszinierender Wandel von Black Metal-Elementen zu deutlich verspielteren, ätherischen Klängen. An „The Grave“ werden sich die Geister scheiden: achteinhalb Minuten avantgardistischer Freejazz mit Extreme Metal-Unterbau. Schwer verdaulich, überaus Saxophon-lastig und gerade ob seines obskuren Auftretens so reizvoll – wie auch Jeff Loomis‚ Gitarrenarbeit in „Catharsis“.

Ein prominenter Name darf natürlich nicht fehlen: Devin Townsend sorgt dafür, dass „Introspection“ zu einem Extreme-Prog-Spektakel wird. Während Ihsahn Gas gibt und mit infernalen Growls einmal mehr durch Mark und Bein fährt, taucht urplötzlich der Kanadier auf, bahnt sich einen Weg durch den Gummitwist und sorgt zum Ende hin sogar für einen kleinen Ambient-Moment, der ein wenig mit „Ghost“-Atmosphäre flirtet. Einmal mehr muss man sich vor dem großen Norweger verneigen: „Eremita“ ist ein weiteres fantastisches Soloalbum, erneut der Perfektion verdammt nahe (Ihsahns Frau Heidi Tveintan wirkt im Rausschmeißer „Departure“ jedoch ein wenig deplatziert), noch schwerer zu greifen als seine Vorgänger. Ohne Zweifel macht er sich mit dem deutlich Jazz-orientierteren Ansatz nicht nur Freunde, auch wenn gerade die Herausforderung der wahre Leckerbissen ist. Warum? Weil es sich mehr als nur ein wenig lohnt, diesen Monolithen vollends für sich zu entdecken.

Wertung: 9/10

Erhältlich ab: 29.06.2012
Erhätlich über: Candlelight Records (Soulfood Music)

Website: www.ihsahn.com
Facebook: www.facebook.com/ihsahnmusic

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Category: Magazin, Reviews

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