Leprous – Bilateral

| 17. August 2011 | 0 Comments

Leprous

Hier kommt eine Band, die man als Prog-Fan künftig auf dem Radar haben muss: Leprous aus Norwegen haben bereits zwei Alben veröffentlicht, die jedoch zu Unrecht kaum beachtet wurden. Dabei ist der überaus erfrischende Sound – irgendwo zwischen Rush, King Crimson, Opeth, Devin Townsend und Muse – auf jeden Fall eine Entdeckungsreise wert. Mittlerweile bei Inside Out untergekommen, haben die Norweger nun „Bilateral“ am Start, das geschickt klassische Prog-Sounds mit dem vertrackten Wahnsinn der jüngeren Genre-Generationen vermischt.

Einfach machen es einem Leprous freilich nicht. Der Opener „Bilateral“ scheint mit gerade einmal vier Minuten Spielzeit einladend zu sein, wechselt aber sympathisch hektisch zwischen klassisch proggigen Passagen (beinahe symphonischer Rock, Mehrstimmigkeit), fiesen Screams und Doublebass-Attacken hin und her. Macht ebenso Laune wie „Forced Entry“ – ein zehnminütiges Monster mit überaus unglücklich gewähltem Titel. Was anfangs nach Enter Shikari klingt, entpuppt sich schnell als mehrteiliges, hervorragend durchdachtes Mammutwerk zwischen Townsend’scher Überdrehtheit und dem symphonischen Duktus von Muse zur „Origin Of Symmetry“-Ära. Langweilig wird der Song trotz stattlicher Länge zu keiner Zeit.

Über die gesamten 58 Minuten Spielzeit knistert es auf „Bilateral“ vor Spannung. Auf „Thorn“ überraschen Trompetenklänge und fiese Growls von Gastvokalisten Ihsahn, während „Mb. Indifferentia“ für Fans von „Space Dementia“ ein echter Leckerbissen sein dürfte, bevor die finalen Sekunden den Geist von Dream Theater heraufbeschwören. „Cryptogenic Desires“ wirkt mit unter drei Minuten Spielzeit beinahe wie ein Punktrack, wie eine Flachetappe zwischen Pyrenäen und Alpen bei der Tour de France, macht aber mit dem entsprechenden Härtegrad das folgende, balldesk angehauchte „Acquired Taste“ deutlich spannender. In „Painful Detour“ haben Leprous obendrein zum Abschluss ein weiteres Monster zusammengeschraubt, das ein wenig an die letzten beiden Opeth-Alben erinnert, während das Gitarrensolo klassischen Hard Rock-Parametern entspricht.

Auch wenn ihre Karriere noch verhältnismäßig jung ist, haben sich Leprous mit ihrem dritten Album bereits so etwas wie ein Denkmal gesetzt. „Bilateral“ ist von der ersten bis zur letzten Sekunde spannend und hat echtes Crossover-Potential: Fans von klassischem Prog-Rock werden die Basis lieben, für Freunde von vertracktem Extreme Metal gibt es immer wieder ordentlich auf die Zwölf und selbst symphonischer (Hard) Rock mit leichter Muse-Schlagseite findet bei den Norwegern eine Heimat. Entsprechend ist „Bilateral“ eine wahre Tour de Force, ein episches Monster, ein musikalisches Mammut und definitiv eine der interessantesten Platten des Jahres.

Wertung: 9/10

Erhältlich ab: 19.08.2011
Erhätlich über: Inside Out Records (EMI Music)

Website: www.leprous.net
Myspace: www.myspace.com/leprousband

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Category: Magazin, Reviews

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