Glassing – From The Other Side Of The Mirror

| 23. April 2024 | 0 Comments
Glassing

(c) Ismael Quintanilla

Glassing bevölkern einen Schwellenbereich zwischen himmelhoch jauchzender Euphorie und schwindender Hoffnung. Was sich wie eine Überdosis Pathos liest, trifft im Falle des Trios aus Austin, Texas tatsächlich absolut zu. Seit drei Alben widmen sie sich einer bizarren wie packenden Mischung, die unter anderem Post-Hardcore und Post Metal, Sludge und Black Metal, aber auch hochgradig melodischen Shoegaze einbezieht. Mit „From The Other Side Of The Mirror“ landen sie nun bei Pelagic Records und erweitern ihren Sound ein weiteres Mal gekonnt.

Diese Eigentümlichkeit liegt bereits dem eröffnenden „Anything You Want“ zugrunde, das zwischen furiosen Black-Metal-Screams und himmlischem Gesang pendelt, von steter Unruhe begleitet. Man weiß, dass hier bald etwas passiert, dass sich absolutes Chaos über das Land legen wird, doch legen Glassing den Schalter nicht immer sofort um. Tracks wie „Circle Down“, die relativ geradlinig nach vorne gehen und mit abstoßender Härte kokettieren, sind eine Seltenheit geworden, dafür jedoch doppelt und dreifach willkommen – siehe und höre unter anderem der Husarenritt „Defacer“ mit seinen kleinen Häutungen und horrenden, packenden Zwischensprints.

Und doch sind es die Zwischenwelten, die den Sound des US-Trios mittlerweile ausmachen. Im epischen „Ritualist“ bleibt Platz für tiefschwarze Urgewalt, aber eben auch für Post-Gaze, um schwer greifbare Klanglandschaften greifend, unwirklich und doch so konkret. Flirrende Melodien und mächtige Fausthiebe finden auch in „Nothing Touches You“ zusammen. Schrilles Kreischen lässt kalte Schauer über den Rücken laufen, rundherum regieren verwaschene Post-Welten, in Watte gepackt und letztlich doch die perfekte Basis für den nächsten Wutausbruch. Das euphorische Finale „Wake“ wirkt in seiner abgedrehten Kürze fast schon unwirklich und ist letztlich doch der perfekte Schlusspunkt.

Tatsächlich verwirrt der neueste Streich der Texaner mehr denn je, doch ist es eine hochgradig willkommene Konfusion, die sich über das Geschehen legt. „From The Other Side Of The Mirror“ ist erst einmal schwer zu greifen und unwirklich, betont die Extreme des eigenen Sounds mehr denn je, bringt diese zugleich jedoch endgültig auf den sprichwörtlichen Punkt. Glassing verabschieden sich konsequent von ihrem Status als Sludge-Experten, investieren in rabiate Härte und omniöse Traumwelten, und finden bei allen Gegensätzen doch stets den goldenen Mittelweg für ein wahrlich besonderes Album. Selten war es im Schwellenbereich so spannend.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 26.04.2024
Erhältlich über: Pelagic Records (Cargo Records)

Website: www.glassingband.com
Facebook: www.facebook.com/GlassingBand

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Category: Magazin, Reviews

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