Daath – The Deceivers

| 2. Mai 2024 | 0 Comments
Daath

(c) Stephanie Cabral

Was sich von langer Hand angekündigt hat, wird Wirklichkeit: Eyal Levi hat Daath endgültig reaktiviert. Abgesehen von Frontmann Sean Zatorsky handelt es sich hierbei, 14 Jahre nach dem letzten Album, um eine komplett neue Band mit gleich doppelter österreichischer Beteiligung. An den Drums sitzt Tausendsassa Kerim „Krimh“ Lechner (Septicflesh), während Gitarrist Rafael Trujillo (Obsidious) bei einem Gastauftritt dermaßen überzeugen konnte, dass er direkt fix verpflichtet wurde. Musikalisch setzt es mit „The Deceivers“ eine logische Weiterentwicklung des groovend-progressiven Todesstahls der bisherigen Platten, bloß eine Spur klassischer angehaucht.

Trujillos ‚Audition‘ war der Opener „No Rest No End“, für das zudem Gitarren-Virtuose Spiro Dussias eingeladen wurde. Der wütende, pulsierende Track führt binnen kürzester Zeit in vertraute Gefilde. Schon hier fällt die ausgeprägtere Präsenz von Keys, Synthies und Orchestrierung auf, die Neuzugang Jesse Zuretti anspruchsvoll und zugänglich zugleich gestaltete. Ein Wechselbad der Gefühle, dazu von klassischer Musik inspirierte Soli, servieren Prog-Death-Fusion-Kunst mit drückender Wucht. Dussias ist nicht der einzige Gast auf diesem Album, denn Levi holte sich einiges an Prominenz hinzu. Kein Geringerer als Jeff Loomis (ehem. Nevermore, Arch Enemy) mischt „Deserving Of The Grave“ auf, dessen orchestrale Ausprägung gerne mal den Bombast von Dimmu Borgir mitnimmt und nahtlos in den Daath’schen Mikrokosmos einbettet.

Überhaupt wurde besagter Mikrokosmos deutlich erweitert. Die Dramaturgie von „Hex Unending“ lässt die Orchestrierung mehr denn je in den Vordergrund rücken. Das harmoniert erstaunlich gut mit den rohen, ungeschliffenen High-Speed-Passagen zwischendurch. Im epischen „The Silent Foray“ mit dem überaus umtriebigen Per Nilsson (u. a. Scar Symmetry) geht das Sextett komplett steil. Zerstörerische, zermübende Frontalattacken treffen auf melodische Zäsuren und nunmehr gewohnt anspruchsvolle Soli. Die Magie dieses Tracks liegt in seinen Pausen, in der wechselnden Stimmung und den urplötzlichen Husarenritten, die sämtliche Sinne gleichzeitig attackieren.

„The Deceivers“ ist ein Bollwerk von einem Album, das man sich erst einmal erarbeiten, das man erst in seine Bestandteile zerlegen muss. Natürlich ist das immer noch Daath in Reinkultur, wenngleich auf symphonischer und klassischer Ebene deutlich mehr investiert wurde. Entsprechend entsteht ein musikalisches Spannungsfeld auf diesem Comeback-Werk, das mit wachsender Begeisterung auf die falsche Fährte führt, die instrumentalen und kompositorischen Skills alter und neuer Mitglieder laut und deutlich illustriert, letztlich aber doch immer wieder zurück zum großen Ganzen findet. Die methodische Überforderung von Daath trifft auf Groove und martialische Explosivität – eine von vorne bis hinten hochgradig unterhaltsame Platte, die sich alle Zeit der Welt mehr als verdient hat.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 03.05.2024
Erhältlich über: Metal Blade (Sony Music)

Website: daathofficial.com
Facebook: www.facebook.com/Daath

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Category: Magazin, Reviews

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