G i f t – Ruptures

| 27. April 2024 | 0 Comments
G i f t

(c) Taichi Nishimaki

Einmal mehr beweist das This Charming Man-Team das sprichwörtliche goldene Händchen für den kompromisslosen musikalischen Abriss. G i f t aus Leipzig entstanden im Dunstkreis von Bands wie Throwers, Eaves, Glasses, Trainwreck, Quallus und Antes, und verbinden abgefuckten Sludge mit der einen oder anderen noisigen Post-Hardcore-Abrissbirne. Ihr erstes Album trägt den überaus passenden Titel „Ruptures“ und verleiht dem einnehmenden, rohen Wahnsinn zerstörerischen Ausdruck.

„Deadly Dancers“ klingt – wenig überraschend – so tödlich, wie es der Titel vermuten lässt. Brachiale Dissonanzen versinken im Sludge-Sumpf, treffen auf doomigen Post Metal und noisige Urgewalt. Kehlige Screams aus den Untiefen der brachliegenden Seele kollidieren mit der monolithischen Rhythmusabteilung und den beklemmenden Gitarren. Das hier ist Psychoterror auf höchstem Niveau, einen Wimpernschlag von Industrial-Manie entfernt und dabei so wunderbar zermürbend. Auch das eröffnende „Winter“ geht an die Substanz, wobei die im Bandnamen enthaltenen Leerstellen ihre volle Strahlkraft entfalten dürfen. Vermeintliches Innehalten wird von drückender Schwere und einer hypnotisierenden Gitarre in sämtliche Bestandteile zerlegt.

Ab und an erhöhen G i f t die Schlagzahl und erinnern dabei an den kalkulierten Wahnsinn von Botch, bloß ohne den kompletten Math-Abriss, ja sogar etwas an langsamere Converge. Wenn die Deutschen nach einem kurzen Sludge-Auge des Sturms plötzlich wieder in die Volle gehen und den Vorschlaghammer auspacken, ist alles gut. Im abschließenden „Thoroughbred“ taucht erst einmal ein fettes Riff auf, bevor die Verfremdung zunimmt und Core-lastige Eskalation – ja, sogar mit zunehmenden Math-Synergien sowie Old-School-Metalcore – zulässt. Endlose Schleifen ziehen tiefer und tiefer in eine Art Sumpf, bevor alles im Chaos versinkt.

Einfach ist sie nicht, diese halbe Stunde, aber eben so verdammt, so unantastbar gut. Wie zuletzt bei Park+Riot gibt es bei This Charming Man ordentlich Old-School-Action, bloß mit deutlich höherem Sludge-Anteil und von schwer greifbarer Wucht begleitet. G i f t lieben die Intensität, die plötzliche Eskalation, aber auch die noisige Unruhe sowie die stete Gefahr, die von ihrem im besten Sinne unberechenbaren Sound ausgeht. „Ruptures“ raubt den letzten Nerv und lacht sich dabei eins – eine im besten Sinne unbequeme, zermürbende Platte mit maximalem Suchtpotenzial.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 03.05.2024
Erhältlich über: This Charming Man Records (Cargo Records)

Facebook: www.facebook.com/giftnotgift

Teile diesen Artikel

Tags: , , , , , ,

Category: Magazin, Reviews

Demonic-Nights.at - AKTUELLES