Agabas – Hard Anger

(c) Thomas Moe Ellefsrud
Agabas eine ‚experimentell veranlagte‘ Band zu nennen, würde dem Wahnsinn der sechs Norweger nicht annähernd gerecht werden. Längst haben sie die Magie des jazzigen Saxofons für sich entdeckt und stellen dieses in einen wütenden Kontext – zwischen Mathcore, Metalcore, Punk, Black Metal, Death Metal und Prog, um nur einige wenige ungefähre Anknüpfungspunkte zu nennen. Ihr drittes Album „Hard Anger“ erscheint in Eigenregie und hievt die ureigene Blackjazz-Version auf ein komplett neues, abgefucktes Level.
Blackjazz ohne Erfinder, das geht eigentlich nicht, und so tauchen die norwegischen Shining in „Jævla menneske“ auf. Die drückende, höllische Abfahrt schraubt das Tempo schnell in die Höhe, mit Punk und Thrash spielend, zudem voller Core-Dissonanzen und wütender Breakdowns. Und dann dreht das Saxofon auf dem Stand durch, entfremdet den Track komplett und bringt einen kleinen Industrial-Beat ein. Sax-Sensation Michael Wilbur mischt als zweiter Gast „Vis meg alt“ auf und hält sich erst vornehm im Hintergrund, bevor er das Bollwerk mit beeindruckender Präzision zerschießt. Dicker Groove, wilde Prog-Vibes und ein experimentelles Finale finden schnell zusammen.
Es geht selbstverständlich auch komplett allein, wie „En vakker himmel“ eindrucksvoll demonstriert und spannende Erinnerungen an die revolutionären Refused weckt. Das drückende Bollwerk bandelt mit Post-Hardcore an, gibt sich kompletter Atemlosigkeit hin, während das Jazz-Break durchaus verrucht rüberkommt. Hingegen spielt „Arv“ mit Black’n’Roll und wütender Schwere, täuscht eine Melodie an und lässt im Hintergrund Höllenqualen aufbranden – die Support-Tour für Kvelertak macht Sinn. Ebenfalls bekömmlich auf extremste Weise: „La blodet flomme“, das sofort aus dem Stand explodiert und danach mit wütenden Black-Metal-Attacken und angenehm abgedrehten Jazz-Breaks lockt.
Natürlich ist das hier wild bis abgedreht, was aber komplett in Ordnung geht. So etwas wie Zugeständnisse gibt es nicht; im Gegenteil, Agabas drehen mehr denn je am Rad und katapultieren ihren Sound in neue Extreme, in höchste Höhen und vollbringen den Schritt zum kompletten, kompromisslosen Wahnsinn. „Hard Anger“ macht genau das, was der Titel sagt, wenngleich natürlich auf unerwartete Weise. Die Blackjazz-Anteile machen Laune, die komplette Eskalation erreicht neue Höhen abstrakter Gewalt, zudem fallen die Wendungen plötzlicher, heftiger und rücksichtloser aus. Und doch findet all das prima zusammen, lösen sich etwaige Widersprüche selbst auf, macht das große Ganze verstörenden Sinn. Agabas liefern mehr als nur eine erneute Talentprobe ab.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 13.06.2025
Erhältlich über: Eigenvertrieb
Website: agabas.no
Facebook: www.facebook.com/agabasband
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