Queens Of The Stone Age – Alive In The Catacombs

(c) Andreas Neumann
Vor über 20 Jahren besuchte Josh Homme erstmals die Katakomben von Paris, das berühmte Beinhaus der Stadt mit den Gebeinen von über sechs Millionen Menschen. Schon damals träumte er von einer Performance seiner Queens Of The Stone Age an diesem Ort. Am 8. Juli 2024 erfüllte sich dieser Wunsch, unter aktiver Einbeziehung des Ambientes (Echos und tropfendes Wasser wurden zu musikalischen Begleitern), mit bewusst reduzierter Unplugged-Instrumentierung (das E-Piano wurde mit einer Autobatterie gestartet) und als ein Take, ohne Overdubs und nachträgliche Begleitungen. Neben dem Konzertfilm gibt es „Alive In The Catacombs“ nun auch digital sowie als streng limiterte Vinyl-Version.
Homme nennt es das größte Publikum seiner Karriere, das letztlich den vielleicht intimsten Gig der Bandgeschichte ‚begleitete‘. Zu hören gibt es fünfeinhalb Songs, jeweils von einem der fünf jüngsten Studioalben (einzig „Era Vulgaris“ ist eineinhalb Mal zu hören). Den Anfang macht das Eineinhalb-Doppel „Running Joke/Paper Machete“, in seiner ersten Hälfte weitestgehend nur aus Gesang, etwas Bass und den eingeladenen Streichern bestehend, bevor das Arrangement nach und nach anschwillt, dabei jedoch eine dem Umfeld entsprechende Melancholie beibehält. Im folgenden „Kalopsia“ geht es abwechselnd um zarte Gesangsharmonien und vergleichsweise wütendes Aufstampfen, durch dramatische Strings und einen lauten, fieberhaften Protagonisten illustriert.
Während sich die Queens Of The Stone Age hier sogar so etwas wie Eskalation annähern, lassen sie sich in „Villains Of Circumstance“ tragen. Wiederholte süßliche Mini-Höhepunkte ringen um Fassung inmitten der Selbstaufgabe. Schließlich bringt „Suture Up Your Future“ einen jazzigen Coolness-Faktor ein, riecht etwas nach Wüste und wirkt dabei doch stets in sich ruhend. Rein schemenhafte Ausbrüche aus dem Status Quo symbolisieren den inneren Kampf, den das abschließende „I Never Came“ letztlich auf den Höhepunkt treibt. Es ist zugleich Hommes intensivste Vocal-Performance, während die Gebeinwände um die Band gefühlt näherkommen. Gekonnt instrumentierte Beengung geht an die Substanz.
„Alive In The Catacombs“ ist ohne Frage eine besondere Erfahrung, die zugleich eine angenehm andere, andersartige und gerne mal unbequeme Seite der Band zeigt. Geschickt verstehen es die Queens Of The Stone Age, die einzigartige Location zum Instrument zu machen. Sie nützen den Klangraum als Teil der Unplugged-Erfahrung, was vor allem Vocals und Bass bestens bekommt – erdrückend und doch offen, voller Hall und beklemmender Präsenz. Von klassischen Wüstenklängen ist das Quintett mittlerweile ein schönes Stück entfernt, doch kann die hier eingefangene Wärme des kargen Settings ähnliche, monumentale und doch leise Intensität erzeugen. Herausgekommen ist ein aufregendes Happening, das man unbedingt gehört – und am besten gesehen – haben sollte.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 13.06.2025
Erhältlich über: Matador Records
Website: qotsa.com
Facebook: www.facebook.com/QOTSA
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