Nightmarer – Deformity Adrift
Die schiere Brutalität von Nightmarer schlägt ein neues Kapitel auf. Anfang 2020 entschied man sich, auf eigenen Beinen zu stehen, und gründete ein Label, wo seither eine EP sowie eine Single erschienen. Nun legt die Band um (ehemalige) Mitglieder von Gigan, War From A Harlots Mouth und The Ocean ihr zweites Album vor. „Deformity Adrift“ setzt den Weg der extremen Death-Metal-Dissonanz fort, lässt zugleich vermehrt Industrial- und Doom-Ideen Einzug halten.
„Brutalist Imperator“ eröffnet nicht nur schroff und störrisch, es macht seinem Namen alle Ehre. Die schiere Brutalität des Openers lässt Hören und Sehen vergehen. Nightmarer ziehen einen überlebensgroßen Klangwall extremer Dissonanzen mit Blackened-Death-Fokus auf und machen alles kaputt. Wiederholte Entladungen, von John Colletts gutturalen Entgleisungen gekonnt in Szene gesetzt, drehen komplett am Rad und machen vielleicht gerade deswegen Laune. Zwischen brütender Groove-Manie und explosiven, scharfkantigen Sprints entsteht ein Hassbrocken der besonders feinsinnig-ruppigen Art.
Vereinzelte Screams der Verzweiflung lockern „Taufbefehl“ auf. Nicht nur der Songtitel an sich ist grandios, auch die Musik dahinter fasziniert. Der angekündigte Industrial-Doom-Ansatz kommt stärker denn je durch, lässt das Geschehen maschinell und zugleich organisch erscheinen. Nightmarer zelebrieren eine Art Messe der Verdammnis, es riecht nach ranzigem Weihrauch. Hingegen geht „Throe Of Illicit Withdrawal“ mit wachsender Begeisterung nach vorne, von vereinzelten Störsignalen geschickt begleitet, und steht sich selbst im Weg. Die massiven Death-Doom-Wände zwischendurch unterhalten.
Hauptsache zerstörerisch, so oder so ähnlich lässt sich dieser Frontalangriff auf sämtliche Sinne beschreiben. Die pure Wucht von „Deformity Adrift“ weiß mit jedem Durchlauf aufs Neue zu faszinieren. Ja, Nightmarer überfordern mit wachsender Begeisterung und erstaunlicher Präzision, doch verbirgt sich gerade dahinter der Reiz dieses Zweitlings. Wäre weniger in diesem Fall mehr gewesen? Vielleicht, und doch macht gerade diese Kompromisslosigkeit die Platte so richtig unterhaltsam. Und die Seele blutet leise.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 05.05.2023
Erhältlich über: Vendetta Records / Total Dissonance Worship (Broken Silence)
Facebook: www.facebook.com/nightmarercult
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