Elder – Innate Passage

| 24. November 2022 | 0 Comments
Elder

(c) Maren Michaelis

Manche Wortspiele lassen sich – zumindest gefühlt – nicht vermeiden: Elder sind so etwas wie die Elder Statesmen des Psych-Prog geworden und gelten nunmehr verdientermaßen als Referenz in ihrem Bereich. Mit „Omens“ tauchte das Quartett stärker denn je in melodisch-komplexe Gefilde ein. Auf „Innate Passage“ kanalisieren sie die turbulenten Jahre und verpassen einer surrealen Welt ein ebenso surreales Antlitz, begleitet von fantastischen und fantasiereichen Interpretationen des Status Quo.

Ohne Frage zählt das eröffnende „Catastasis“ zu den absoluten Highlights dieser Platte. Da wären beispielsweise die Gesangsharmonien, die man so von dem überwiegend in Berlin ansässigen Quartett nicht kennt. Mit Behrang Alavi von Samavayo gibt es erstmals eine Gaststimme, die wunderbar mit Nick DiSalvo, nun ja, harmoniert und für zusätzlichen Tiefgang sorgt. Vom federnden Prog-Auftakt bis zur deutlich rockigeren, komplexen zweiten Hälfte mit Nachdruck und Vorschlaghammer entwickelt sich ein komplexes wie unterhaltsames Stück Musik. Die ausladende Gitarrenarbeit in den Schlussminuten kollidiert wunderbar mit proggigen Ansätzen.

In „Merged In Dreams / Ne Plus Ultra“ wollen Elder hoch hinaus und nehmen beinahe eine Viertelstunde in Beschlag. Ob dieser Track gar so viel Zeit benötigt hätte, sei dahingestellt. Unterhaltsam ist der Exkurs über weite Strecken aber allemal. Gerade der ausgedehnte Auftakt mit minimalistischen, warmherzigen und dezent synthetischen befeuerten Psych-Loops kommt gut, zieht in einen Song hinab, bevor eine manische zweite Raketenstufe verdeutlicht, dass das Quartett nichts an Riffgewalt verlernt hat. Mehrere verträumte Einschübe und abschließende Gitarrensalven statten den Song aus – etwas zu ausführlich, aber höchst unterhaltsam.

Mit fünf Songs in 54 Minuten geben sich Elder mehr denn je dem Exzess hin. Natürlich hätte „Innate Passage“ um Welten kompakter ausfallen können, auf den Punkt getrimmt werden, aber wo wäre da der Spaß geblieben? Es braucht diese ausdauernden Klangreisen, bei denen man sich so wunderbar fallen lassen kann, die in neuartige Sphären entführen und Großartiges offenlegen. Einmal entsteht ein Kopfhöreralbum mit gelegentlichem Einsatz der Luftgitarre, viel Schweiß und bester Laune. Die fantastische, unwirkliche Dimension des Status Quo verbindet Eskapismus mit Schonungslosigkeit – eine schwierige und doch so federleichte Platte, die zwischen Gegensätzen erst richtig aufblüht.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 25.11.2022
Erhältlich über: Stickman Records (Soulfood Music)

Website: beholdtheelder.com
Facebook: www.facebook.com/elderofficial

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Category: Magazin, Reviews

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