In The Woods… – Diversum

| 23. November 2022 | 0 Comments
In The Woods...

(c) Runar Haugeland

Nach unfassbaren 30 Jahren im Geschäft schaffen es In The Woods… immer noch, Ausrufezeichen zu setzen. Die norwegischen Avantgardisten sind in den letzten Jahren musikalisch deutlich ruhiger geworden und mitterweile irgendwo zwischen Prog Rock/Metal mit einer gesunden Portion Death-Doom zuhause. Mit dem Einstieg von Bernt Fjellestad als neue Stimme fällt der Sound noch eine Spur melodischer aus. Das bekommt dem epischen „Diversum“ überaus gut.

Das unbestrittene Highlight dieser Platte lauert gen Mitte. Dabei legt „A Wonderful Crisis“ mit seinen Vocal-Samples und dem Synthi-Gewirr recht unauffällig los. Eine ominöse Gitarre erhebt sich aus dem Dickicht und trifft auf Fjellestads hymnischen, klagenden Gesang. Der erste Halbrefrain genießt zahlreiche Wiederholungen und rückt gerne mal klassischeren Metalgefilden nah. Wenn nach zweieinhalb Minuten der eigentliche Hauptteil durchfährt und neue Sphären der Intensität erreicht, ist alles eitel. Ein gewaltiger Ohrwurm lässt nicht mehr los, während In The Woods… die Spannung in die Höhe treiben. Selbst der brachiale Einschub kurz vor Schluss kommt prima, derbe Growls schlagen ein neues, nicht minder unterhaltsames Kapitel auf.

Zwar erreicht das Quintett dieses Niveau in weiterer Folge nicht mehr, aber das stört auch kaum. So bringt das abschließende „Your Dark“ ebenfalls düstere Hymnen und Pagan-Weisheiten ein, packt jedoch ebenso brütende Druckwellen mit Death-Doom-Schlagseite aus, die in ihrer Bosheit sogar gelegentlich an die Anfänge erinnern. Derlei frostige Stimmung kennt auch „We Sinful Converge“, das stellenweise schwarzmetallisches Gift in den Stimmbändern trägt, nur um sich wenige Momente später für Erhabenes zu öffnen, das sogar Borknagar wunderbar zu Gesicht stehen würde.

Natürlich fällt die deutlich kontrastreichere Präsentation auf, woran sicherlich der Einstieg von Fjellestad nicht ganz unschuldig ist. In The Woods… beschreiten noch melodischere Pfade, geben sich der Schönheit der dramaturgisch wertvollen Hymne hin, rufen aber auch die Brutalität und Eiseskälte der ersten Platten auf den Plan. „Diversum“ ist somit ein Album der Gegensätze, die jedoch wunderbar harmonieren und mit „A Wonderful Crisis“ einen der besten Songs des Jahres abwerfen. Auch nach drei Jahrzehnten bleiben die Norweger eine Bank.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 25.11.2022
Erhältlich über: Soulseller Records (Soulfood Music)

Facebook: www.facebook.com/inthewoodsomnio

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Category: Magazin, Reviews

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