Saloon Bizarre – Apocalydia

| 22. September 2022 | 0 Comments
Saloon Bizarre

(c) Jörg Steinhauer

Instrumentale Gitarrenmusik kann auch ohne Post-Präfix funktionieren. Das finden zumindest Saloon Bizarre aus Dresden, die sich 2011 als Zusammenschluss ehemaliger lokaler Szenebands gründeten, bereits zwei Jahre später eine erste EP veröffentlichten und sich unter anderem die Bühne mit The Atomic Bitchwax sowie Karma To Burn teilten. Das passt auch prima zum Sound des Trios, den sie augenzwinkernden „Instrumentalballett“ nennen – flotte, durchaus druckvolle Klänge mit deutlichem Stoner- und Prog-Einschlag. Nun landet ihr erstes Album „Apocalydia“.

Acht spannende und gekonnt unorthodoxe Kapitel führen durch diese Platte in optimaler Vinyllänge. „Elisabrett“ – das Faible für schräge Songtitel hat man sich offenkundig bei Tschaika 21/16 abgeguckt – eröffnet mit Drive und Elan. Stoner- und Desert-Riffs warten an vorderster Front, dahinter verbirgt sich eine überaus treibende, dynamische Rhythmusabteilung. Schlagzeug und Bass werden zunehmend zum Motor und geben die Richtung vor, während immer neue Ideen förmlich aus den Saiten tropfen. Schroffe Dynamik, wütende Wände, ja sogar ein Hauch Aggression – all das schimmert durch und bringt doch eine stets harmonische wie harmoniebedürftige Einheit hervor.

Überhaupt glänzt die Platte vor allem durch die organische Art und Weise, wie die einzelnen Songs ihre Wirkung entfalten. In „Granatalie“ kommt beispielsweise ein kerniger Beinah-Groove durch, dessen Lässigkeit und Heavyness für beste Laune sorgt, in aller Intensität die zurückgelehnte Sau rauslässt, nur um kurze Zeit später mit voller Wucht erneut abzuheben. Das relativ kurze, kompakte „Himmelfahrtskomandy“ rückt die Gitarre besonders weit in den Vordergrund, fast einer Gesangsstimme gleich, bevor die nächste bratende Riffwand folgt. In „Dauerbrenate“ holen Saloon Bizarre schließlich alles aus ihren Instrumenten raus, wobei gerade die etwas ruhigeren Midtempo-Passagen zu unterhalten wissen, vom ausufernden Solo mit soften Psych-Untertönen ganz zu schweigen.

Tatsächlich vergehen diese knapp 42 Minuten wie im Flug. Was Saloon Bizarre auf ihrem ersten regulären Album abliefern, hat Hand und Fuß. Natürlich werden Erinnerungen an Bands wie Karma To Burn wach, das lässt sich kaum vermeiden, doch ist „Apocalydia“ zu jeder Zeit sein eigenes, wunderbar widerspenstiges Ding. Peitschender Drive, brütende Heavyness und wunderbar unorthodoxe Zwischentöne – gerne anspruchsvoll, immer frei von der Leber weg – erzeugen faszinierende Bilder im Kopf. Saloon Bizarre erschaffen ansprechende Klangcollagen, die sich definitiv ein größeres Publikum und rappelvolle Clubs verdient haben.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 22.09.2022
Erhältlich über: Eigenvertrieb

Facebook: www.facebook.com/SaloonBizarre

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Category: Magazin, Reviews

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