Ars Onirica – II: Lost

| 21. September 2022 | 0 Comments
Ars Onirica

(c) Ars Onirica

Ars Onirica, das Ein-Mann-Doom-Powerhouse, meldet sich zurück. Ursprünglich 2003 als Band gegründet und nach einer Demo im Folgejahr wieder von der Bildfläche verschwunden, sollte es bis 2018 dauern, bis Alessandro Sforza (Invernoir, Veil Of Conspiracy) als Einzelkämpfer für ein Comeback sorgte. Der Einstand entpuppte sich als kurzweilige Wundertüte zwischen modernem Doom und den Pionieren der 80er und 90er, auf „II: Lost“ soll es nun zu neuen, noch epischeren Ufern gehen.

Das mächtige Herzstück „Forever And A Day“ deckt in gut neun Minuten so ziemlich alle Spielarten des Genres ab und hält ordentlich drauf. Brachiale, schwarzmetallische Einschläge verbinden Blackened- und Funeral-Konzepte, akustische Zäsuren lockern das Geschehen auf. Und doch findet der Track immer wieder zu melodischen, klar intonierten Höhepunkten von ausgesprochener Schönheit. Hier wird der Doom-Ansatz in sanftmütige Gefilde zwischen Prog, Rock und Atmosphäre verschoben, so erhaben wie emotional. Sogar für ein hymnisches, hochtrabendes Gitarrensolo bleibt Platz. Dass all diese Extreme zusammenpassen, spricht für Sforza.

Dieses Ausloten etwaiger Grenzen findet über weite Teile des Albums statt. „Daydream“ ist zunächst von ausgesprochener Bosheit, von Gift und Galle geprägt. Melodische Ideen versuchen an die Oberfläche zu dringen, kämpfen in bester Novarupta-Manier gegen die Gezeiten an und lassen symphonisch angehauchte Erhabenheit zu. In „On The Wall“ nehmen Ars Onirica das Tempo heraus und setzen stattdessen auf Heavyness, auf verwaschenen Gesang, auf Gänsehaut und bittere Süße. Die eingeschobene Aggression passt ebenso prima ins Bild wie das plötzliche Anstimmen einer mitreißenden Hymne, so klagend wie bezaubernd.

In diesem steten Spagat fühlen sich Ars Onirica hörbar wohl, kämpfen sich durch verschiedenste Doom-Konzepte und finden dabei ihren Sound. „II: Lost“ stellt ein gewisses Maß an Wachstum dar, streckt sich sowohl gen extremere als auch eingängigere Gefilde und lässt einen gewaltigen Sturm aufziehen. Diese klaustrophobe und zugleich aufwühlende Erfahrung lässt frostige Landschaften, tosende Elemente und unerwartete Momente ungefilterter Schönheit vor dem inneren Auge auftauchen – Kopfkino im besten Sinne, so episch wie cineastisch wie zerstörerisch. Sforza zeigt sich von seiner besten Seite.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 23.09.2022
Erhältlich über: Ardua Music

Facebook: www.facebook.com/ArsOnirica

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Category: Magazin, Reviews

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