SeeYouSpaceCowboy – The Romance Of Affliction

| 4. November 2021 | 0 Comments
SeeYouSpaceCowboy

(c) Cameron Nunez

Bock auf eine neue Platte von den Sasscore-Meistern? So nennen SeeYouSpaceCowboy ihren Sound, der sich unter anderem aus Hardcore Punk, Screamo, Emo, Metalcore und Mathcore zusammensetzt. Die kürzlich wieder zum Quintett angewachsenen US-Amerikaner verbinden musikalisches Chaos mit einem Sturm an teils widersprüchlichen Emotionen, den Connie Sgarbossa durch ihre zugleich brutalen und filigranen Stimmbänder jagt. „The Romance Of Affliction“ ist das zweite Album der bewusst provokativen Band aus San Diego und dreht noch einmal gehörig an den Stellschrauben.

Ein heiserer, spitzer Schrei setzt die Maschinerie in Bewegung: „Life As A Soap Opera Plot, 26 Years Running“ explodiert von der ersten Sekunde an, obwohl die Instrumentierung noch brav ist. Wechselnde Math-Eruptionen, hektische Sprünge und ein hymnischer Refrain geben sich die Klinke in die Hand, zwischendurch mischt Keith Buckley von Every Time I Die mit. Gefühlt wird alles, was sich im Umkreis befindet, gegen eine Wand geworfen. Das klappt erstaunlich gut, wie ein weiterer Track mit prominentem Gast zeigt. Aaron Gillespie von Underoath treibt das herrlich manische „Intersecting Storylines To The Same Tragedy“ an. Gemeinsam setzt man Energien frei, die an die Anfänge von Norma Jean erinnern und im richtigen Moment zum hymnischen Höhepunkt finden.

Die Sprunghaftigkeit der US-Band lässt sich nicht von der Hand weisen. „Anything To Take Me Anywhere But Here“ operiert am Anschlag mit erhöhtem Grindcore-Anteil, der The Dillinger Escape Plan mit Fuck The Facts kreuzt. Der jazzige Wurmfortsatz des ohnehin kurzen Songs passt ins Bild. Auch „Misinterpreting Constellations“ rollt mit dicken Math-Wellen los, bemüht chaotischen Groove, steht sich gefühlt selbst im Weg, reißt sich alle Haare auf einmal aus. Und dann schießt doch wieder einer dieser wundersamen, eingängigen Momente aus dem Boden, wie Phönix aus der Hackbrett-Asche. „…And My Faded Reflection In Your Eyes“ trägt dank erhöhtem Screamo-Anteil tatsächlich einen Hauch Linearität in sich, der im Emo-lastigen Chorus von „Melodrama Between Two Entirely Bored Individuals“ wieder aufgegriffen wird.

Mit der Zeit wächst diese faszinierende Präsentation zusammen. Zunächst überrollen SeeYouSpaceCowboy, dann stampfen sie den letzten Widerstand mit wachsender Begeisterung ungespitzt in den Boden, und schließlich breitet sich Harmonie aus … sehr kurz und doch sehr prägnant. „The Romance Of Affliction“ bemüht die Extreme der Screamo- und Math-Szene, die vor 15 bis 20 Jahren vor allem in Nordamerika aufblühte, die zuletzt schon Wristmeetrazor mit stärkerem Metalcore-Fokus bedienten. Rasende Energie und kurzweilige Unberechenbarkeit machen das zweite Album von SeeYouSpaceCowboy zum eindrucksvollen Erlebnis mit Aha-Moment und Rasierklingen-Dauerbeschuss.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 05.11.2021
Erhältlich über: Pure Noise Records (Membran)

Website: www.syscband.com
Facebook: www.facebook.com/seeyouspacecowboyca

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Category: Magazin, Reviews

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