Every Time I Die – Radical

| 22. Oktober 2021 | 0 Comments
Every Time I Die

(c) Michael Watson

Irgendwann ist es auch genug. Eigentlich wollten Every Time I Die mit dem Release ihrer neuen Platte warten, bis sie wieder auf Tour gehen können, waren bereits im vergangenen Frühjahr bereit gewesen. Die erhoffte Live-Explosion bleibt vorerst aus, das Material muss aber nun endlich raus. Tatsächlich passt das prima, denn einen Arschtritt von den US-Veteranen kann man immer gut gebrauchen. „Radical“ spuckt gleich 16 Tracks im vertrauten Spannungsfeld zwischen Hardcore, Punk, Metal und (Southern) Rock aus.

Ein paar Songs dieser umfangreichen Sammlung kennt man inzwischen. „Post-Boredom“ platziert sich geschickt zwischen sämtlichen Sesseln mit ordentlich Dreck, hymnischer Energie und wütendem Unterbau, der in den richtigen Momenten zwischen Punk, Thrash und Core pendelt. Heisere Vocals und schroffe Squeals wagen einen heißen Ritt. „AWOL“ erhöht die Schlagzahl noch ein wenig und operiert am Anschlag, der nur ein ruppiges Break von Zao-Energie entfernt ist. Dass im direkten Anschluss „The Whip“ wie ein klassischer Hardcore-Track beginnt und in seiner martialischen Entschleunigung sogar einen Hauch von Sludgecore aufs Parkett bringt, während rundherum die metallische Apokalypse regiert, passt ins Bild.

Gelegentliche ruhige Exkurse sorgen für Gänsehaut. „Thing With Feathers“ mit dem aktuell in der Hardcore- und Metal-Welt beliebten Gast Andy Hull von Manchester Orchestra setzt großartige emotionale Höhepunkte, wenn beide Stimmen für einen treibenden, melancholisch angehauchten Chorus zusammenfinden. Im abschließenden „We Go Together“ täuschen Every Time I Die ähnliche Energien an, rund um dramatischen Klargesang geschart, und entladen sich zugleich in schroffer Gemächlichkeit. Die wütenden, komplett durchgeknallten Attacken von „Sly“ und „sexsexsex“ spielen hingegen sogar mit Math- und Chaos-Einflüssen, eine kleine Ode an die frühen Ferret-Alben.

Die echte Kunst an „Radical“ ist allerdings der fehlende Verschnitt bei 16 Songs in knapp 52 Minuten. Jeder Track macht auf ureigene Weise Laune, dreht komplett am Rad, wirkt dabei clever und durchdacht. Every Time I Die legen eine Energie an den Tag, die durchaus an das Frühwerk erinnert, geben sich chaotisch und rasend, finden aber ebenso zurück zur Harmonie, zu aufwühlenden Momenten. Um diese schart sich schroffe, schäumende Explosivität mit unheimlicher Präzision, dennoch in jeder Sekunde locker und spontan wirkend. Überraschungen bleiben aus, wenn man es ganz genau nimmt, dafür schraubt das US-Quintett einmal mehr an der Perfektion ihres ureigenen, unwahrscheinlich dynamischen und gefährlichen Styles. Das Feuer unterm Hintern lodern hell.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 22.10.2021
Erhältlich über: Epitaph Records (Indigo)

Website: everytimeidie.net
Facebook: www.facebook.com/everytimeidie

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Category: Magazin, Reviews

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