Blackwater Holylight – Silence/Motion

| 20. Oktober 2021 | 0 Comments
Blackwater Holylight

(c) James Rexroad

In einer emotional schwierigen Zeit mit unheimlich viel Trauer und Kummer in der Welt an sich sowie bei den vier Musikerinnen schenkten sich Blackwater Holylight gegenseitig mehr Raum denn je, um eigene Ideen einzubringen, mit diesen zu experimentieren, und dabei deutlich feinfühliger miteinander umzugehen. Angesichts der mehr als finsteren Entstehungszeit klingt das neue Album der kürzlich zum Quintett angewachsenen US-Amerikanerinnen unerwartet melodisch. „Silence/Motion“ verschiebt vertraute Psychedelic-, Doom- und Heavy-Elemente in überraschend progigge Gefilde.

Der Titelsong „Silence/Motion“ erweist sich schnell als Herzstück mit seinem langen, folkigen Auftakt, dessen bleierne Schwere über die versuchte Heilung nach einem sexuellen Übergriff berichtet, wenn das Leben gleichzeitig stillzustehen scheint und sich dennoch rasend schnell bewegt. Kantige Post-Black-Metal-Ansätze, die gerade in der zweiten Hälfte häufiger auftreten, artikulieren dieses unwirkliche Gefühl auf grandiose Weise. Danach bemüht sich „Falling Faster“ um komplette Reduktion, lässt die etatmäßige Härte vermissen und dröhnt dennoch gewaltig. Der Heavy-Psych-Ansatz zerlegt sich in aller Milde, die dennoch kaum wuchtiger wirken könnte.

Ihre beißende Härte bewahrten sich Blackwater Holylight allerdings, und das große Finale „Every Corner“ destilliert sie aufs Wesentliche. Wie aggressive Growls im Hintergrund mitschwingen, tief ins Arrangement eingebettet, während Heavy Psych schrittweise in Prog-artige Fanfaren übergeht, ist ganz großes Kino. Das ominöse „Who The Hell“ verliert sich im Mittelteil zwar ein wenig, wenn die Gitarre nach einer Art Solo sucht, weist sich dafür rundherum durch Zerstörung, durch Aufbruchsstimmung, durch Schmerz und einen zarten Silberstreif am Horizont als eindrucksvolles Wechselbad der Gefühle aus.

Klar, an dieser spürbaren Zerrissenheit hat man ordentlich zu kauen, nicht zuletzt aufgrund der bleiernen, erdrückenden Themen, mit denen sich Blackwater Holylight auf ihrem mittlerweile dritten Album auseinandersetzen. „Silence/Motion“ sorgt für Beklemmung und bringt diese auf musikalische Weise wunderbar zum Ausdruck.  Zwar kämpft die Produktion mit manch einem schwammigen Moment, der gerade den neuen Prog-Bemühungen nur bedingt zuträglich ist, doch weckt die musikalische Öffnung Interesse, schafft Spannung, durchaus sogar Begeisterung. Ein neuer Morgen führt zu neuen Ufern mit schier endlosem Potenzial.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 22.10.2021
Erhältlich über: RidingEasy Records

Website: www.blackwaterholylight.com
Facebook: www.facebook.com/blackwaterholylight

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Category: Magazin, Reviews

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