Monolord – Your Time To Shine
Das bisschen Pandemie beeindruckt eine Band, die zwischen Windelwechsel-Pausen in Wohnzimmer aufnahm, doch nicht, möchte man meinen. Tatsächlich half Monolord die Erfahrung mit ungewöhnlichen Situationen bei den Arbeiten an ihrer neuen Platte. Ihr Sound, der immer schon heavy und ausufernd war, öffnete sich bei dieser Gelegenheit noch weiter. Mehr Riffs, mehr bleierne Schwere, mehr Melancholie im XXL-Format – all das und noch viel mehr begleitet das wundervoll zermürbende „Your Time To Shine“.
Gerade einmal fünf Songs in 39 Minuten lauern – ein Blick auf die Tracklist verrät, welche monumentale Dimensionen hier bemüht werden. Dabei ist der Opener „The Weary“ mit knapp fünf Minuten fast schon Radiomaterial. Aus dem wuchtigen, schwerfälligen Aufgalopp schält sich schnell ein erstes süffiges Riff, wütende Stoner-Doom-Intensität baut sich auf. Monolord schlagen die Brücke von düsteren Metal-Pionieren bis zur Gegenwart und packen ihren eigenen Spin dazu. In „To Each Their Own“ verlangsamt sich das Geschehen noch weiter, die skandinavische Doom-Schule lässt grüßen und kokettiert mit süßlichen Melodien.
Eben jener Spagat zwischen zäher Intensität und pointierter Riffgewalt zieht sich wie ein roter Faden durch das Album. „I’ll Be Damned“ rückt die Gitarre mehr denn je in den Mittelpunkt, doch bleibt es nicht bei derlei Spielfreudigkeit. Der anschließende Titelsong nimmt das Tempo komplett heraus und drängt den Doom-Ansatz stellenweise sogar in Drone-artige Gefilde … wäre da nicht der fantastische Gesang, der selbst in den langsamsten Momenten für pulsierende Leidenschaft sorgt. Es entsteht ein kurioser Zwiespalt, von Monolord hervorragend aufgelöst. Abschließend haut „The Siren Of Yersinia“ erst einmal gewaltig auf die Kacke und packt alles, was das Trio ausmacht, in ein Opus. Bratende Härte, verspielte Riffgewalt, hymnischer Wahnsinn und reduziertes Kargland brennen sich ein.
Eigentlich ist das, was Monolord hier absondern, durchaus vertraut in allen Bestandteilen. Bloß wurden die Stellschrauben gezielt angezogen, letzte Fuzz-Reste verbannt, selbst die spacigen Elemente auf ein absolutes Minimum reduziert. „Your Time To Shine“ ist in so ziemlich allen Belangen wuchtiger und erbarmungsloser, dennoch riffgewaltig und verspielt. Frische Urgewalten treten Druckwellen in Zeitlupe los, dahinter versteckt sich amüsierte Virtuosität, die das doomigere Geschehen belustigt betrachtet. Tatsächlich leuchtet der Monolord’sche Stern mit diesem Album noch heller.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 29.10.2021
Erhältlich über: Relapse Records (Membran)
Website: monolord.com
Facebook: www.facebook.com/monolordsweden
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