Tav – I

| 30. Juni 2020 | 0 Comments
Tav

(c) Ván Records

Es braucht keine großen Worte, um Tav anzukündigen, da man nicht annähernd aus dem Vollen schöpfen kann. Namen und Fotos gibt es nicht, ein paar Demos lassen sich finden. Dazu kommt die Information, dass es sich hierbei um eine 2017 gegründete Band aus München handelt, die atmosphärischen Rock spielt. Somit steht bei diesem Quartett (?) tatsächlich die Musik im Vordergrund, und das ist auch gut so. Das Material auf „I“ ist in der Tat wesentlich mehr, als es die recht knappe Beschreibung vermuten lässt.

Tatsächlich findet sich atmosphärische Rockmusik – vornehmlich im Post- und Prog-Bereich – auf dieser Platte, aber eben nicht nur. Das eröffnende „Boundless Gaol“ macht dies recht gut vor mit seinem ellenlangen Aufbau und den sehnsüchtigen, von durchaus ruppigen Drums begleiteten Vocals. Das konsequente Hinarbeiten auf die etatmäßige Eruption kommt gut, von etwas Shoegaze begleitet, und findet schließlich melancholisch angehauchte Formvollendung. Laut, schrill und scharfkantig, beinahe ins Metallische abdriftend, deuten Tav selbstzerstörerische Tendenzen an und bleiben dennoch hochgradig eingängig.

Wohin diese Zerstörung führen kann, zeigt „Silken Slumber“. In der zweiten Hälfte des Elfminüters setzen wuchtige Blasts und Post-Black-Metal-Elemente ein, weiterhin von ätherischen, klaren Vocals begleitet. Das erinnert ein wenig von 40 Watt Sun und Alcest, aber eben auch an Noorvik und Long Distance Calling. Ähnliches nimmt das hochexplosive „Umbilical Cord“ mit einem überaus dramatischen, lautmalerischen und doch gefühlvollen Finale mit. Bis sich schließlich ein tiefer Abgrund öffnet und alles in den Höllenschlund der emotionalen Verwundbarkeit hinabzieht.

Wer auch immer hinter Tav steckt, weiß, wie der Hase läuft. Jeder einzelne XXL-Track ist aufwühlend, intensiv, mitreißend und voller Überraschungen, gemächlicher Aufbau hin oder her. Die Suche nach dem perfekten Spannungsbogen, die plötzliche Eruption, der Kontrast zwischen seidig und kratzbürstig kommt gut. „I“ ist eine intensive Erfahrung voller vertrauter Elemente, clever und auf gelegentlich verstörende Weise wunderschön zusammengestellt. Das musizierende Mysterium legt ordentlich vor.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 30.06.2020
Erhältlich über: Ván Records (Soulfood Music)

Facebook: www.facebook.com/tavband

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Category: Magazin, Reviews

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