Grave Pleasures – Dreamcrash
Beastmilk sind tot, es leben Grave Pleasures! Der Implosion der Post-Punk-Hoffnungsträger nach dem herausragenden Debüt „Climax“ folgt nun mühevolle Kleinarbeit. Sämtliche Mitglieder des Nachfolgeprojekts sind von zerbrochenen Bands geschädigt – neben den verbliebenen Gründungsmitgliedern Mat „Kvohst“ McNerney und Valtteri Arino sind Linnéa Olsson (ex-The Oath) sowie Uno Bruniusson (ex-In Soltiude) am Start, während Juho Vanhanen der nach vor lebendigen Kraut-Schwarzmetaller Oranssi Pazuzu semi-offiziell aushilft. „Dreamcrash“, dieser programmatisch betitelte Einstand, führt die positiv lethargische Post-Punk-Adaption für Schwermetaller und Goth-Kids souverän fort.
Gleich vorneweg: Die ganz großen Hits, wie es vor zwei Jahren „Death Reflects Us“ und „Genocidal Crush“ waren, fehlen. Tatsächlich ist das auch gut so, denn mit dem genordeten, pointierten Herangehen an die musikalische Frustbewältigung entstand eine starke Platte von durchgängig hoher Qualität, die natürlich ihre mächtigen, herausragenden Momente hat. Da wäre beispielsweise die erste Single „Crying Wolves“, die sich unverkennbar anschleicht mit ihren flirrenden Gitarren und dem druckvollen, in sich gefestigten Refrain. Hier braucht es schon den einen oder anderen Durchlauf, dann ist man diesen fünf Minuten voll und ganz verfallen.
Noch so ein Übersong, ein schmissiges Kleinod für Goth-Kids, ist „Lipstick On Your Tombstone“. Das ist nicht nur ein grandioser Slogan für ein T-Shirt, sondern gleichzeitig einer der forscheren, bissigeren Songs dieses Debüts. Mit einem von beachtlich wenigen markanten Refrains und leicht entstellem Wahnwitz ist der Mini-Hit vorprogrammiert. Der Rest? Breit gefächert, stellenweise angenehm schwerfällig. „Girl In A Vortex“ fällt in diese Kategorie, geprägt von herrlichem Understatement und melodischem Feinsinn, vielleicht auch das fragile „Crisis“. Soll es doch eine Spur forscher sein, warten „Worn Threads“ und der überragende Opener „Utopian Scream“.
Kann „Dreamcrush“ mit „Climax“ mithalten? Das lässt sich aus heutiger Sicht nocht nicht sagen. Allerdings will der Ehrlichkeit halber gesagt werden, dass das Beastmilk-Album größere qualitative Schwankungen hatte und keinesfalls gleich zündete. Entsprechend schlummert wohl ähnliches Potential. Vor allem haben Grave Pleasures aus einer finsteren Situation das Beste gemacht und eine durch die Bank hochwertige, unterhaltsame Platte gezaubert, die den gängigen Post-Punk-Sound weiterdenkt, verdüstert und stets mit der feinen Klinge arbeitet. Auf dass es den beteiligten Musikern diesmal besser ergehen möge.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 04.09.2015
Erhätlich über: Columbia Records (Sony Music)
Website: www.gravepleasures.com
Facebook: www.facebook.com/gravepleasvres
In Zusammenarbeit mit beatblogger.de
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