Last Leaf Down – Fake Lights

| 10. November 2014 | 0 Comments

Last Leaf Down

Gemächlichkeit ist ein Schweizer Klischee – bestätigt durch Last Leaf Down, die elf Jahre nach Bandgründung ihr Debütalbum veröffentlichen. Einst begann man als Dark / Doom Metal-Band, bevor durch die Integrierung neuer Musiker die Ausrichtung geändert wurde. Shoegaze im Stile von Alcest, Lantlôs und Anathema, aber auch im düsteren Dauerbetrieb Marke Katatonia und Mogwai steht auf dem Programm, wenn das über Lifeforce veröffentlichte „Fake Lights“ seine zittrigen Finger vorsichtig ausstreckt.

Würden The Chant ihre metallische Energie auf ein Minimum reduzieren, man bekäme ein sinniges Bild vom Sound der Schweizer, geprägt von rührender Schönheit, herzerweichendem Slowfood und unverfälschter Reinheit. Immer und immer wieder drehen sich die 51 Minuten um ein- und denselben Song: „Inmost Life“. In knapp fünf Minuten gehen Last Leaf Down an die Substanz. ‚Pulling on one’s heartstrings‘, sagt man im Englischen, und hat damit durchaus recht. Dabei führt das Intro auf eine falsche Fährte, schwingen Post Punk-Gitarren unterschwellig mit und bereiten nur unzureichend auf das einzigartige Klangerlebnis vor, das sich aus dezentem Off-Beat-Drumming, klaren Gitarren und dem nicht minder reinen, klaren Gesang Benjamin Schenks ergibt. Schwerem Wellengang gleich, wogt der Song hin und her, lässt sich auf eine kleine Zäsur ein, nur um schließlich wieder vor sich hin zu brodeln – gleichförmig, konzentriert, verstörend.

Besondere Ausreißer darf man sich von Last Leaf Down nicht erwarten, wohl aber eine benebelnde Mischung aus Shoegaze, Post Rock und Ambient mit melodischen Wunderwerken. „The Theme“ beginnt unscheinbar, beinahe balladesk, bis nach ca. zweieinhalb Minuten eine verzerrte, singende Gitarre einsetzt und das Idyll durch beklemmendes Fernweh stört. „In Dreams“ bringt das Album ähnlich konzentriert auf den Weg, legt eine Spur intensiver los und driftet im Mittelteil gänzlich gen verquere, beinahe progigge Obskurität ab. „Born Dead“ und „Fake Lights In The Sky“ beschließen die Platte gar mit gelegentlicher rhythmischer Synthetik – ein klinisch-kalter Gegenpol zum herrlich organischen Sound.

„Fake Lights“ ist ein typisches Grower-Album, stetig wachsend, kontinuierlich anschwellend und doch konstant süßlich, unterkühlt, herzend, emotional, umgänglich. Jahrelang haben die Schweizer mit aller Sorgfalt an diesem kleinen Wunderwerk gearbeitet, das in seiner unverfälschten, natürlichen Schönheit schmerzt, verletzt, bewegt. Last Leaf Down können Shoegaze wie die Großen des Genres, wenn sie nicht gerade an November-Zuckerguss ersticken. Der Grat ist besonders schmal, fast immer wird er beeindruckend gemeistert – ein sinnliches Festmahl.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 14.11.2014
Erhätlich über: Lifeforce Records (Soulfood Music)

Homepeage: www.lastleafdown.ch
Facebook: www.facebook.com/lastleafdown

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Category: Magazin, Reviews

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