Engel – Blood Of Saints
Engel sind in der modernen Metalszene bei Gott keine No-Names mehr. Dennoch konnten die Schweden ihr Potential auf den beiden Vorgängern nicht so recht ausschöpfen. Das Songmaterial war zwar sowohl auf dem Debüt „Absolute Design“, als auch auf dem Nachfolgewerk „Threnody“ überdurchschnittlich gut, dennoch wollte die Formel nicht so recht aufgehen. Beim dritten Werk „Blood Of Saints“, so scheint es, haben die Jungs um Mastermind Niclas Engelin (In Flames, ex-Gardenian) so gut wie alles richtig gemacht.
Das Album wurde, wie schon das Zweitwerk, in Tue Madsens (Mnemic, Dark Tranquillity, Suicide Silence) Antfarm Studios aufgenommen. Die elf Songs ertönen modern und tonnenschwer aus den Boxen, ohne an Transparenz einbüßen zu müssen. Soll heißen, dass sowohl Melodien als auch diverse elektronische Spielereien schön zur Geltung kommen. Neuzugang Jimmy Olausson feiert auf dem dritten Silberling seinen Einstand hinter der Schießbude und macht seine Sache mehr als gut. Auch Sänger Magnus Klavborn glänzt erneut mit angepisstem Geshoute auf der einen und pathosbeladenem Klargesang auf der anderen Seite.
Aber was hat sich eigentlich beim Songwriting getan? Oberflächlich betrachtet, ist alles beim Alten. An fett groovenden Riffs und unzähligen Samples wurde auch anno 2012 nicht gespart. Jedoch wirkt das Gesamtpaket um ein paar Ecken schlüssiger als zuvor. Beim Opener „Question Your Place“ und dem elektro-lastigen „One Good Thing“ dürften sich die Meinungen jedoch spalten. Hier wird mal ganz frech mit DEM aktuellen Trend-Genre schlechthin kokettiert: Dubstep.
Bevor jedoch eine Welle von Facepalms losbricht, sei den Skeptikern gesagt, dass die Jungs den Gebrauch der sogenannten Wobble-Basslinien nicht überstrapazieren. Die futuristischen Synthi-Passagen sind beim Eröffnungstrack weitaus dominanter. Beide Songs warten mit dem Engel-typischen Breitwand-Chorus auf und können sich nach anfänglicher Gewöhnungsphase wirklich hören lassen. Der Uptempo-Kracher „Frontline“ zeigt die Burschen aus Göteborg in Hochform. Besonders Engelins Riff-Salven und Klavborns beißender Gesang wissen zu begeistern.
„Feel Afraid“ ist eine nette Midtempo-Industrial-Nummer und zeigt die Jungs von der gemäßigten Seite. Das folgende „Numb“ lässt jeden Nachbar an die Decke gehen, weil man sofort dazu verleitet wird den Lautenstärkenregler ordentlich nach rechts zu drehen. Verzerrter Keifgesang und fette Breakdowns, welche ab und an von kurzen Loops unterbrochen werden, verwandeln diesen Song in eine regelrechte Abrissbirne. Was bei all der Moderne besonders erfreut, ist die Tatsache, dass immer wieder Platz für das eine oder andere stimmige Gitarrensolo („Cash King“, „In Darkness“) ist.
Engel liefern mit „Blood Of Saints“ ihr bis dato bestes und schlüssigstes Album ab, welches bei Industrial-Fans, aufgeschlossenen Core-Kiddies und diversen Melo-Death Anhängern für funkelnde Augen sorgen sollte. Traditionalisten werden sich wahrscheinlich einmal mehr an den zahlreichen Samples und Elektronik-Schnickschnack die Zähne ausbeißen. Fans von Mnemic, Sybreed, Raunchy und neueren In Flames kommen hier voll und ganz auf ihre Kosten.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 18.05.2012
Erhältlich über: Season of Mist (Soulfood Music)
Website: www.engelpropaganda.com
Facebook: www.facebook.com/Engel.Propaganda
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