Ravine – Chaos And Catastrophes

(c) Ravine
Die beiden Freunde und Gitarristen Nico Schmutz (Robots Of The Ancient World) and Justin Morgan (SkullDozer) aus Portland im US-Bundesstaat trafen sich 2018, um gemeinsame Sache zu machen. Als Ravine zeigte man sich von diversen Doom- und Sludge-Bands inspiriert, veröffentlichte zwei Jahre später eine erste EP und musste danach den Sänger erst einmal ersetzen. Das inzwischen gefestigte Line-up nahm Anfang 2024 ein komplettes Album auf, unterschrieb noch im selben Jahr bei Ripple Music und darf nun endlich den gemeinsamen Output präsentieren. „Chaos And Catastrophes“ ist glücklicherweise weder chaotisch noch katastrophal und brennt sich direkt im Kleinhirn ein.
Tatsächlich kann sich das Ergebnis mehr als hören lassen. Fünf massive Tracks, sieben bis elf Minuten lang, brennen sich direkt ein. Das eröffnende „Deliver“ ist geradezu radiofreundlich, legt mit einem massiven Drumroll und fieberhaften Riff los, bevor Neuzugang Paul Dudziak (Mammoth Salmon) mit Dreck, Herz und Galle seine Zeilen vorträgt. Der frontale Drive ist freilich nicht von langer Dauer; stattdessen hält bratende, brutale Heavyness Einzug und torpediert sämtliche Sinne mit eindrucksvoller, unnachgiebiger Wucht. Lupenreiner Stoner-Sludge, groovende Schwere, süffige Gitarrenarbeit und ein leicht überdrehtes Solo runden das Geschehen ab.
Und das war erst der Anfang: Im monumentalen „Ennui“ lässt sich das bärtige US-Quintett erst einmal richtig viel Zeit, scheint sich stellenweise regelrecht rückwärts zu bewegen und gestaltet seinen Southern Doom so drückend, so erstickend wie menschenmöglich. Das erinnert an Down, an Cathedral, an Crowbar und unzählige andere Formationen, und wirkt doch so erfrischend eigen. Der Track will einfach nicht enden, und das ist auch verdammt noch mal gut so. In „Contagion“ täuschen Ravine wieder Geschwindigkeit an und halten sich letztlich doch vornehm zurück. Dezent wechselndes Tempo, sich wandelnde Stimmungsbilder und ein erstaunlich klassisches, hymnisches Solo runden clever ab. Gerade die durchaus melodische Lead-Gitarre macht Laune.
Derlei Sludge-Wucht mit Doom-Unterbau kennt man natürlich, doch können das nur wenige so gut wie Ravine. Im besten Sinne brachialer, erdrückender Wahnsinn zieht sich wie ein manischer Faden durch diesen Einstand, der seine unnachgiebigen, abgefuckten Extreme liebt. Endlose Schleifen, gefühlvolle Detailarbeit und doch diese omnipräsente Brutalität – „Chaos And Catastrophes“ hat alles, was man sich von diesem Genre, von diesem Sound erwartet, bringt die entsprechende Atmosphäre mit und setzt zugleich angenehme eigene Akzente, dezent und doch präsent. Ravine gelingt ein mächtiger erster Eindruck auf Albumlänge.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 20.06.2025
Erhältlich über: Ripple Music (Bertus)
Facebook: www.facebook.com/ravineband
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