Cryptopsy – An Insatiable Violence

(c) Maciej Pieloch
Die ewigen Cryptopsy reiten wieder. Kanadas Tech-Death-Legenden veröffentlichten vor mittlerweile über drei Jahrzehnten ihr erstes Album. Von diesem Line-up mag nur noch Drummer Flo Mounier am Start sein, doch konnte man wiederholten Wechseln locker trotzen. Die aktuelle Besetzung besteht immerhin seit 2012 und ist hörbar eingespielt. Notgedrungen vornehmlich auf Tour geschrieben, kann das insgesamt neunte Album „An Insatiable Violence“, mit dem man nun bei Season of Mist gelandet ist, einmal mehr auf ganzer Linie überzeugen.
Angenehmerweise blieb eine längere Pause dieses Mal aus, auch behielt man die eher traditionelle, brachiale bis technisch anspruchsvolle Richtung bei. Das Ergebnis gibt ihnen recht, siehe und höre Tracks wie „Fools Last Acclaim“, dessen desolate Urgewalt sofort und unmittelbar zupackt. Schnell, rabiat und maximal kaputt, zugleich aber voller kleiner Kniffe und Wendungen – es kann manchmal wirklich so einfach sein. Speziell das wiederholt variierende Tempo macht Laune. Im eröffnenden „The Nimis Adoration“ geht es binnen kürzester Zeit in den ersten Sprint, während das Arrangement unheilvoll nachrückt – rasant, giftig, von einem komplett abgedrehten Solo ergänzt.
Der dezent melodische Ansatz von „Our Great Deception“ ist ein willkommener Farbtupfer, so schräg wie alles für sich einnehmend. Angedeutete orchestrale Grandezza landet jedoch schnell unter der imaginären Dampfwalze und wird mit wachsender Begeisterung zerlegt. „Malicious Needs“ hält sich mit solchen Kleinigkeiten erst gar nicht auf und macht kaputt, was sich kaputt machen lässt – bevor sich der Song knapp sechs Minuten lang wieder und wieder häutet. Der ellenlange, nihilistische, ja sogar beklemmende Abgang ist die willkommene Krönung. Dann bleibt nur „Until There’s Nothing Left“, das es sogar noch eine Spur dynamischer angeht.
Dynamik ist letztlich auch die Geheimwaffe dieser Platte, die sich freilich auf die eigenen Stärken besinnt und doch einen Schritt weiter geht. Mehr Zwischentöne, mehr Zäsuren, wechselndes Tempo, ja sogar angedeutete Melodik bekommen der Brechstange bestens. „An Insatiable Violence“ lebt natürlich weiterhin – no na ned – von seiner rasanten, alles verschlingenden Urgewalt, fast unvorhersehbaren Explosivität und diesen sympathischen Details, die Cryptopsy auch nach über 30 Jahren zu einem bahnbrechenden Powerhouse machen, das im Tech- und Brutal-Feld immer noch ganz oben mitspielt.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 20.06.2025
Erhältlich über: Season of Mist (GoodToGo)
Facebook: www.facebook.com/cryptopsyofficial
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