This Gift Is A Curse – Heir

(c) Kristofer Karlberg
Wie manch andere Band nahmen auch This Gift Is A Curse die Wirren und Einschränkungen der letzten Jahre zum Anlass, um sich auf das Wesentliche zu konzentrieren, um ausnahmsweise etwas Zeit ins Land ziehen zu lassen. Fast sechs Jahre ist „A Throne Of Ash“, das bis jetzt letzte Album der Schweden, schon wieder her, und doch wirken die Meister der Endzeit alles andere als eingerostet. „Heir“ setzt mehr denn je auf Extreme, versteht sich als Mosaik des menschlichen Leids und findet darin eine erstaunlich düstere, beklemmende Form von Schönheit.
Hier wird deutlicher denn je: Schönheit liegt im Auge des Betrachters, denn diese knapp 67 Minuten sparen zu keiner Zeit mit extremen, brachialen Superlativen, die weit über etwaige Black-Metal-Erwartungen hinausgehen. Das treibt mitunter solch wütende, solch manische Blüten wie in „Death Maker“, das ohne Rücksicht auf Verluste durchreitet und den rücksichtslosen Brutalo-Sprint zur noisigen Kunstform erklärt. This Gift Is A Curse reizen die Grenzen des Hör- und Ertragbaren bis zur annähernden Unkenntlichkeit aus und finden daran helle Freude. Im Vergleich dazu wirkt das eröffnende „Kingdom“ fast schon zugänglich, spielt mit kleineren Zäsuren, mit bleierner Schwere und ominösen Vocal-Fragmenten, die einzig aus den äußersten Untiefen der Seele stammen können.
Davon hat „Old Space“ mehr als genug, wobei diese besondere Form des Langformats viel Platz für Doom und Sludge bietet, für komplette Reduktion und schier unnahbare Intensität, verstörend und anziehend zugleich. Die Schweden erzeugen ein eigenwilliges, schwer in Worte zu fassendes Stimmungsbild, ziehen eine imaginäre Schlinge enger und enger, drehen am Rad der statischen Gemächlichkeit, die doch alles andere als das ist. „Void Bringer“ gestaltet sich ähnlich umfangreich und gewaltig, langt wiederholt beherzt zu und findet eine eigentümliche Schwärze in ihrer Mitte, fast so etwas wie Melodik, der jedoch jegliche Luft zum Atmen fehlt.
Starker Tobak ist dieser Longplayer allemal, nicht nur aufgrund der höchst opulenten Dimensionen. Tatsächlich gelingt es This Gift Is A Curse, ihren Sound weiter ausreizen, noch unwirtlicher und desolater rüberzukommen, alles einzureißen und auf den Neuaufbau zu verzichten. „Heir“ ist anstrengend, unwirtlich, geradezu widerwärtig, doch zugleich so wichtig, so drückend und begeisternd. Die Monumentalität der Spielzeit harmoniert prima mit der etatmäßigen Schwere, der rohen Gewalt und dem dauerhaften Druck, der selbst in Doom-Untiefen aufblüht. Das Ende rückt ein Stückchen näher, und This Gift Is A Curse heißen es mit offenen Armen willkommen.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 07.03.2025
Erhältlich über: Season of Mist (GoodToGo)
Facebook: www.facebook.com/thisgiftisacurse
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