Hypermass – Apparition Day

(c) Seek & Strike
Der angenehm eigenwillige Metalcore-Ansatz von Hypermass geht in die nächste Runde. Mit der klassischen Formel aus wütenden Strophen und eingängigen Refrains können die Norweger ebenso wenig anfangen wie mit der etatmäßigen Dampfwalze. Stattdessen setzt das Quartett auf deutlich progressivere Auswüchse, die bereits auf dem ersten Album „Empyrean“ mit diversen anderen modernen bis tödlichen Ideen vermengt wurden. Die EP „Apparition Day“ wagt sich auf angenehme Weise noch weiter hinaus.
„Supernova Collective“ startet sogleich in media res und lässt erst gar keine falsche Zurückhaltung aufkommen. Wütende Frontalattacken, donnernde Drums und flirrende Melodieansätze überschlagen sich selbst, bevor aggressive, heisere Screams den Weg durch technisch versierte Strophen weisen. Alleine schon die Arrangierung weist auf das Prog-Faible hin, aus dem Nichts fährt ein Gitarrensolo durch das Arrangement, dann kehrt der Groove zurück. Falls jetzt noch Fragen bleiben, so ignoriert „Cult Vendor“ diese mit wachsender Begeisterung. Nicht zum letzten Mal schimmert ein gewisses Faible für den Gummitwist von Gojira durch, hier auf das Wesentliche kondensiert und wiederholt aus den Startlöchern explodiert. Selbst für einen nahezu hymnischen und doch komplett abgefuckten Einschub bleibt Platz.
Große Melodien bleiben weiterhin Fehlanzeige, stattdessen lassen Tracks wie „Neovortex“ den Nackenrotor kreisen und variieren das Tempo nach Belieben. Kantige Explosivität aus dem Nichts, furiose Double-Bass-Attacken, ja sogar filigrane Neo-Prog-Arbeit mittendrin finden zusammen. Der Vorbote „Headcase“ bleibt als einziger (deutlich) unter der Fünf-Minuten-Marke, rückt das Core-Verständnis in den Mittelpunkt und langt einfach zu, immer und immer wieder. Die kompromisslose, unnachgiebige Attacke macht Laune und bereitet schließlich auf „A Perfect Imbalance“ vor, ohne Frage der komplexeste Track dieser EP, voller melodischer Ausritte, experimenteller Backings und urplötzlicher, kaputter Sprints.
Dieses spontane, urplötzliche Spiel mit kompromissloser Explosivität steht Hypermass richtig gut zu Gesicht. Nie lässt sich mit absoluter Sicherheit sagen, was sie gerade vorhaben, doch ist das Ergebnis immer unheimlich spannend, geradezu aufregend. Auch ist ‚Progressive Metalcore‘ bestenfalls ein netter Hilfsbegriff für die störrische, abgewrackte Präsentation dieser EP, die in etwas über 26 Minuten abräumt, wieder und wieder. „Apparition Day“ ist komplex, anspruchsvoll, unvorhersehbar und um technischen Anspruch bemüht. Dass dabei dennoch richtig starke Songs rauskommen, spricht für die Norweger, die abermals richtig viel versuchen und damit abräumen. Hier bahnt sich wahrhaft Großes an.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 07.03.2025
Erhältlich über: Seek & Strike
Facebook: www.facebook.com/hypermassmetal
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