L.S. Dunes – Past Lives

(c) Luke Dickey
Die Proben für ein Weihnachts-Livestream-Event im Jahr 2020 brachte die Gitarristen Frank Iero (My Chemical Romance) und Travis Stever (Coheed And Cambria), Bassist Tim Payne (Thursday) und Schlagzeuger Tucker Rule (Thursday, Yellowcard) zusammen. Bei zufälligen, improvisierten Jams stimmte die Chemie sofort, mit Sänger Anthony Green (Circa Survive) war die fehlende Zutat gefunden. Als L.S. Dunes nahm man Songs auf, von denen man nicht wusste, ob man sie je zusammen, geschweige denn live spielen können würde. „Past Lives“ befasst sich mit Furchtlosigkeit, Abhängigkeit, Vergänglichkeit und Nonkonformität.
„2022“ eröffnet mit intensiver Beklemmung und kehrt vor allem den Post-Hardcore-Hintergrund mehrerer Musiker nach vorne. Wenn sich der Staub nach dem anfänglichen Aufgalopp legt und Greens nach wie vor helle, leicht schrille Stimme zu reduziertem Brodeln ertönt, legt sich Gänsehaut auf die Seele – und dann drückt bereits die nächste Druckwelle nach vorne. In „Permanent Rebellion“ kommt herrliche Eskalation samt Screams hinzu, von punkigem Drive motiviert, angenehm gefährlich und doch auf gewisse Weise angriffslustig. Diese Kauzigkeit kommt auch in „Bombsquad“ durch, von zarten Dissonanzen geprägt und doch etwas eingängig – ein spannender Spagat, ein steter Unruheherd.
Es geht aber auch ganz anders, wobei das abschließende „Sleep Cult“ besondere Extreme bemüht. Versöhnliche, hymnische, zuweilen semi-balladeske Klänge bemühen gefühlvollen Rock mit entspannt-poppigen Untertönen – eine spannende Trendwende, die allerdings funktioniert. „Blender“ setzt vermehrt auf Atmosphäre, drängt die unvermeidbaren Eruptionen etwas zurück und lässt dicke Melodien in den Vordergrund rücken. In „Grifter“ fährt der Punk die Ellenbogen aus und drängt sich nach vorne, was in Verbindung mit Greens Schreien schon mal an Billy Talent erinnern kann.
Selbst teils recht unterschiedliche Einflüsse und Ausrichtungen können dem ersten Album von L.S. Dunes nichts anhaben. Im Gegenteil, die stete Spannung und moderate Ladung bekommt „Past Lives“ sehr gut. Nie weiß man so recht, wohin die Reise gehen wird, welch schäumende, tobende oder becircende Ideen hinter der nächsten Ecke lauern. Das prominent besetzte Quintett landet einen fabulösen Einstand, der irgendwo im weiten Post-Hardcore-Feld beginnt und alles mitnimmt, was sich gerade zufällig in der Nähe tummelt – sehr kurzweilig, sehr unvorhersehbar, wundervoll intensiv.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 11.11.2022
Erhältlich über: Fantasy Records / Concord Records (Universal Music)
Website: lsdunes.com
Facebook: www.facebook.com/lsdunes
Letzte Kommentare