Alter Bridge – Pawns & Kings
Was kann man über eine Band wie Alter Bridge nach all diesen Jahren noch sagen? Eben. Drei Jahre nach „Walk The Sky“, das in den USA die Eins und in Österreich die Top 5 erreichte, gibt es Nachschlag. Nach diversen Solo- und Nebenprojekten, speziell von den überaus umtriebigen Mark Tremonti und Myles Kennedy, widmete man sich vertrauten Mustern, von einem ebenso vertrauten Team begleitet. Zugleich beschreibt das Quartett überaus beflügelnde Aufnahmen, da man sich im Studio zum ersten Mal seit zwei Jahren wieder persönlich traf. Die Aufnahmen für „Pawns & Kings“ dauerten gerade einmal sechs Wochen. Ein Schnellschuss klingt jedoch mit Sicherheit anders.
Im Prinzip finden sich hier alle Standards, die bei Alter Bridge nicht fehlen dürfen. „This Is War“ eröffnet mit Aufbruchsstimmung und ein wenig Drama – eine dicke Hymne mit metallischen Untertönen und einer feinen Prise Bombast, ohne dabei zu übertreiben. Knallen muss es, knallen tut es, natürlich inklusive Mördersolo. Danach verdichtet sich das Geschehen mit „Dead Among The Living“, ebenfalls gekonnt an der imaginären Grenze zwischen Rock und Metal wandelnd. Der Himmel öffnet sich und legt einen der besten Refrains der Platte frei. Kennedy zählt nicht ohne Grund zu den besten Rocksängern der Gegenwart, seine Mitstreiter sind ebenfalls verdammt gut – nichts Neues, wenn man so will.
Dennoch verlässt das Quartett gerne mal die Komfortzone, auch wenn man genauer hinhören muss. Herzstück ist „Fable Of The Silent Son“, ein mehr als acht Minuten langes Epos, das stellenweise an die großen Iron Maiden-Tracks erinnert, dabei aber doch Vertrautes mitbringt. Klassischer Einschlag trifft herzhafte Hymne und ruhige, semi-balladeske Momente – es kann manchmal so einfach sein. Der Titelsong ist zwar nicht ganz so lang, aber nicht minder opulent und setzt ebenso epische Dimensionen sowie Tremontis vielleicht bestes Solo des gesamten Albums frei. Auch vergleichsweise kurze Songs, wie das radiofreundliche „Stay“ und das drückende „Silver Tongue“, kommen gut.
Stellenweise werden Erinnerungen an die aktuelle Slipknot-Platte wach. Nein, Alter Bridge lassen nicht etwa die maskierte Sau raus, pendeln sich aber auf einem ähnlich hohen Niveau ein. Auch hier fehlt der absolute Standout für ein Überalbum, dafür bleibt man stark und unterhaltsam. Ja, „Pawns & Kings“ serviert über weite Strecken vertraute Kost nach einer bestens bekannten Formel, was aber keinesfalls ein Nachteil sein soll. Hier hat eine Band ihren Sound gefunden, von kleineren Variationen und Experimenten begleitet, und zieht diesen souverän, unterhaltsam durch. Auch nach 18 langen Jahren bleiben Alter Bridge eine verdammte Institution.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 14.10.2022
Erhältlich über: Napalm Records (Universal Music)
Website: alterbridge.com
Facebook: www.facebook.com/alterbridge
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