Wowod – Yarost‘ I Proshchenie

| 27. Januar 2021 | 0 Comments
Wowod

(c) Church Road Records

Obwohl Russland eine große, überaus lebhafte Metalszene besitzt, schaffen es ihre Bands viel zu selten über die Landesgrenzen hinaus, nicht zuletzt aufgrund gewisser Sprachbarrieren. Wowod aus St. Petersburg treten nun den willkommenen Gegenbeweis an. Das erst 2017 gegründete Quintett verbindet Post Metal und Sludge mit tiefschwarzem Hardcore und beklemmenden Doomgaze-Ausritten der atmosphärischen Art. Nun bei Church Road Records gelandet, erscheint das zweite Studioalbum „Yarost‘ I Proshchenie“ auch international.

Gleich zu Beginn wartet eine gewaltige Herausforderung. „Rekviem“ nimmt nicht nur stolze elf Minuten Spielzeit in Anspruch, sondern packt zugleich alles, was Wowod ausmacht, in einen überdimensionalen Track. Am Anfang war die Atmosphäre, und so nimmt das ausladende Intro gleich die Hälfte der Zeit in Beschlag. Monolithische Gitarrenwände, gutturale Growls und beißende Intensität legen einen imaginären Hebel um. Kurze Zeit später lichtet sich der Nebel, aufwühlender Klargesang deutet das Geschehen um und führt zu einem überdimensionalen Crescendo mit Emotion, Nachdruck und zermürbender Distortion.

Deutlich kürzere Portionen packen in weiterer Folge Genie und Wahnsinn in den Mixer. „Zov Tysyachi Nozhey“ legt in media res mit einem vernichtenden Blackened-Hardcore-Sprint los, der mit etwas Grind und D-Beat kokettiert. Doomiger Groove zwischendrin lockert das Geschehen auf und führt schließlich zu „Top'“, das mit deutlich mehr Klargesang, hoffnungsvollen Melodien und überragender Atmosphäre ein post-metallisches Licht an das Ende des endlosen Tunnels stellt. „Proshchenie“ will ebenfalls nicht übersehen werden, eine echte Post-Metal-Masterclass, welche wiederholt eine Prise Amenra gegen den schwachen Silberstreif wirft.

Auf ihrem zweiten Album klingen Wowod erfrischend kaputt, eingängig und unwirsch – im Idealfall sogar gleichzeitig. „Yarost‘ I Proshchenie“ ist gewiss kein einfaches Album, wirkt zu Beginn wütend und verstörend, lässt nur vorsichtig die Sonne aufgehen und stürzt sich mit wachsender Begeisterung wiederholt endlose Abgründe hinab. Diese wechselhafte Unvorhersehbarkeit sorgt für packendes Songwriting zwischen aggressiven Sprints und dicken, faszinierenden Monolithen mit bleiernem Nachdruck – eine gleichermaßen starke wie kaputte Platte, die alles an Aufmerksamkeit verdient.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 29.01.2021
Erhältlich über: Church Road Records

Facebook: www.facebook.com/wearewowod

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Category: Magazin, Reviews

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