Soen – Imperial

| 29. Januar 2021 | 0 Comments
Soen

(c) Ola Lewitschnik

Es war das Prog-Jahrzehnt von Soen, wenn man so will. Obwohl die Wurzeln der schwedischen Band deutlich weiter zurückreichen, betrat man erst 2010 offiziell die Bühne und veröffentlichte 2012 mit aktuellen und ehemaligen Mitgliedern so illustrer Bands wie Opeth, Willowtree, Testament und Amon Amarth einen ersten Leckerbissen, drei weitere sollten folgen. Nach einigen Line-up-Wechseln, vor allem am Tieftöner, gilt das Quintett als etablierte Größe und scheint mit jeder Platte stärker zu werden. „Imperial“ bestätigt diesen Trend.

Natürlich wollte die Band eigentlich auf Tour gehen, münzte den Frust aber schnell in Kreativität um und arbeitete zwölf Stunden pro Tag über mehrere Monate an dieser Platte. Dass diese gut durchdacht und dennoch nicht überladen ist, spricht für Soen, und „Monarch“ bringt die Magie auf den Punkt. Classic Prog-Sound trifft auf dezente, moderne Elemente und Joel Ekelöfs mittlerweile ikonische, butterweiche und zugleich fordernde Stimme. Der energische Elan kommt gut, zwischendurch werden die Arme gen Himmel ausgebreitet und dramatische Streicher runden das Geschehen gelungen ab.

Soen deuten gerne mal beißende Härte an, ohne jedoch komplett über die Stränge zu schlagen. Dem Opener „Lumerian“ wohnt wütende Intensität inne, manche Passagen flirten sogar mit Djent. Und doch rückt schnell der butterweiche, energische Gesang in den Mittelpunkt, entstehen dramaturgisch wertvolle Monolithen mit Gefühl und dezenten scharfen Kanten. Davon hat „Dissident“, einer der modernsten Tracks, einige zu bieten. Gerade in den Strophen wird es heavy und beißend. Während man für wenige Momente an einen Disturbed’schen Rundumschlag glaubt, setzen sich gleich danach filigrane Melodien durch und bringen himmlische Zäsuren mit. Wenn für das große Crescendo schließlich beide Welten aufeinandertreffen, geht das Herz auf.

Alles wie immer, alles richtig gut: Wo Soen draufsteht, steckt hochklassiger Prog drin. „Imperial“ unterstreicht diese Feststellung mit der nunmehr vertrauten Mischung aus tiefer Verneigung vor den Klassikern, moderner Bissigkeit und einer harmonischen Unvorhersehbarkeit, die schmeichelt und zugleich zum Nachdenken anregt. Das lange Schrauben an diesem fünften Album hat hörbar geholfen – Soen bleiben eine Bank.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 29.01.2021
Erhältlich über: Silver Lining Music (Warner Music)

Website: soenmusic.com
Facebook: www.facebook.com/SoenMusic

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Category: Magazin, Reviews

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