Appalooza – The Holy Of Holies

| 1. Februar 2021 | 0 Comments
Appalooza

(c) Appalooza

Dicke Riffs, beißende Härte und mächtiger Groove – manchmal braucht es nicht mehr für einen richtig guten Song. So oder so ähnlich arbeiten Appalooza. Das französische Trio hat bislang zwei Demos und ein Album zu Buche stehen, spielte hunderte Shows und erlangte die Aufmerksamkeit von Ripple Music. Musikalisch bewegt man sich perfekt im Ripple-Rahmen mit Stoner-Sounds, punkig-metallischem Biss und dicker Vintage-Atmosphäre zwischen den Rock-Jahrzehnten. „The Holy Of Holies“ ist Appaloozas ironischer Kommentar zum Thema Religion und erklärt, welchen Schaden diese anrichten kann.

Vergleiche mit Alice In Chains und Reignwolf bestätigen sich schnell, denn die düstere Riffgewalt der Franzosen treibt schnell packende Blüten, wie das eröffnende „Storm“ stark illustriert. Gemächlich und schleppend fällt das Trio in den Song, bezieht jedoch Kraft aus dem vermeintlich statischen Auftreten und lullt mit der süßlichen Präsentation schnell ein. Kaum fühlt man sich in den Abgrund hinabgezogen, erhöht „Snake Charmer“ die Schlagzahl etwas mit mehr Dreck, mehr Melodie und einem wundersamen Wandeln an der Grenze zwischen Rock, Punk und Metal. Das nervöse Zappeln, die noisigen Untertöne, das angedeutete Abheben – es kann manchmal so einfach und so bezaubernd fies sein.

In der Zwischenzeit lauern Appalooza schon wieder einige Türen weiter mit dem nächsten Dreckbatzen. „Azazael“ lässt sich zunächst bitten, zieht ein paar Stahlkanten auf und wirkt in seiner verstörenden Hoffnungslosigkeit doch so bekömmlich und faszinierend. Schnell ist das innere Gleichgewicht zerstört, während der Stoner-Grunge-Ansatz durchaus doomige Züge annimmt. Das ausladende, beinahe balladeske „Canis Majoris“ bemüht sich um lange, minimalistische Aufbauten und rückt den Gesang in den Mittelpunkt. Erst spät setzt die Band so richtig ein, allerdings in Stoner-Doom-Erhabenheit verharrend und bleiern schwer – eine weitere verstörende Wohltat, die bei (oder mit?) allem Zauber an die Substanz geht.

Vorhersehbarkeit wird so und so überbewertet, scheinen Appalooza zu finden, obwohl ihre Riffwände selbstverständlich allerlei Vertrautes in sich tragen, obwohl die zermalmende Süße kurz vor dem Absturz keine revolutionären Erkenntnisse in sich trägt. Und doch ist „The Holy Of Holies“ kein Trittbrettfahrer, sondern setzt frische, wenngleich staubig abgehangene Akzente. Zähe Umwege und erdrückende Wucht faszinieren mit geradezu erstaunlicher Schlichtheit, hinter der sich komplexe Kreativität verbirgt. Für Schubladen bleibt so und so kein Platz – ein von vorne bis hinten kurzweiliger Leckerbissen trotz (oder gerade wegen) ausladender Dimensionen.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 05.02.2021
Erhältlich über: Ripple Music

Facebook: www.facebook.com/Appalooza.OfficialPage

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Category: Magazin, Reviews

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