Zeahorse – Let’s Not (And Say We Did)

| 26. Januar 2021 | 0 Comments
Zeahorse

(c) Zeahorse

90s-Noise-Rock scheint aktuell ein gewisses Revival zu erleben und findet immer größere Verbreitung. Zeahorse sind allerdings alles andere als Trendreiter. Die Australier gründeten sich 2010 in Sydney, veröffentlichten zwei Alben und tourten fleißig, bevor es die vier Mitglieder in unterschiedliche Ecken des Kontinents zog. Entsprechend schwierig gestalteten sich neue Aufnahmen, und so sorgte eine zwischenzeitliche, vier Jahre andauernde Studiopause für Ernüchterung. Nun ist die Band mit einem Faible für Fugazi, Unsane und Konsorten wieder da. „Let’s Not (And Say We Did)“ klingt so eingängig und unbequem wie eh und je.

Das angenehm bärbeißige „Guilty“ illustriert die Entwicklung, die Zeahorse in den letzten Jahren durchmachten. Anstatt direkt in die Vollen zu gehen und sämtliche Nerven mit wachsender Begeisterung zu rauben, ziehen die Australier den Track gemächlich auf und packen dicke, gequälte Soundwälle aus, die mit ordentlich Distortion und einer knackigen, fast schon lässig agiernden Rhythmusabteilung die Erwartungen torpedieren. Halbwegs entspannt gibt sich zunächst auch „20 Nothing“, dessen aufbrausende Bosheit aus dem Hinterhalt kommt und sich bedächtig, beinahe unscheinbar entlädt. Ehe man sich versieht, sind die metallisch angehauchten Gitarren tief ins Unterbewusstsein eingedrungen.

Gemütlichkeit ist aber längst nicht alles, und so stimmt „Designer Smiles“ stellenweise geradezu punkige Töne an, überholt sich selbst und nähert sich sogar dem undurchschaubaren Wahnsinn von Torche an. In der noisigen, leicht übersteuerten zweiten Hälfte verneigen sich Zeahorse einmal mehr vor den alten Meistern. Das vorwitzige, frontale „One Of Everything“ macht ebenso keine halben Sachen und geht binnen Sekunden auf die Barrikaden, bevor der Rausschmeißer „Don’t Laugh“ die zähe Seite des Genres beschwört. Selten war das Nervenkostüm auf diesem Album so strapaziert wie in diesen knapp sechs Minuten.

Als hätte es die lange Durststrecke nie gegeben, knüpfen Zeahorse locker an alte Stärken an und treiben ihre eierlegende Noise-Wollmilchsau mit wachsender Begeisterung durchs Land. Schroffe Wut, ausdauernde Gemächlichkeit und beinahe punkige Husarenritte geben sich auf „Let’s Not (And Say We Did)“ die Klinke in die Hand, fast immer zu einem gewissen Grad harmonisch und eingängig. Die Australier wissen ganz genau, wie die alte Noise-Schule zu klingen hat, und verneigen sich einmal mehr tief vor dieser – selbstverständlich mit einem frischen, eigenständigen Ansatz. Alte Meister und neuer Elan treffen abermals gekonnt aufeinander.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 29.01.2021
Erhältlich über: Copper Feast Records

Facebook: www.facebook.com/Zeahorse

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Category: Magazin, Reviews

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