Amenra – Mass VI

| 19. Oktober 2017 | 0 Comments
Amenra

(c) Stephan Vanfleteren

Wenn es um neue Studioalben geht, lassen sich Amenra gerne schon mal ein wenig Zeit. Zwar gab es in der jüngeren Vergangenheit diverse Splits, Kleinformate und Live-Ausflüge, die letzte reguläre Platte „Mass V“ hat aber tatsächlich knapp fünf Jahre auf dem Buckel. Das Quintett um Colin van Eeckhout realisierte anhand mehrerer Schicksalsschläge, die oftmals mit freudigen Momenten verknüpft waren, dass Liebe ohne Schmerz ein Ding der Unmöglichkeit ist. „Mass VI“ zeugt von einer bewegten Zeit und bricht seinerseits zu neuen musikalischen Ufern aus.

Die größte Revolution geht von van Eeckhout selbst aus. Von seinem Soloprojekt Chve inspiriert, versucht sich der Frontmann nunmehr gelegentlich an Klargesang. An der brachialen, ohrenbetäubenden Härte nebst hellem Gekreische ändert das jedoch wenig: Nach zwei weitestgehend ruhigen Minuten explodiert der Opener „Children Of The Eye“ förmlich mit monumentalen Doom-Riffs und vokalisierten Attacken. Im klassischen Auge des Sturms bricht die metallische Instrumentierung kurz weg, lässt Platz für mystische Atmosphäre und weichen, durchaus ätherischen Gesang – eine spannende Wendung im mehr oder minder etablierten Sound der Belgier, zugleich unwahrscheinlich gewinnbringend umgesetzt.

Von kleineren Zwischenspielen, Intros und Outros umrahmt, spielen sich auch die übrigen Songs in ähnlichen Gefilden ab. „Plus Pres De Toi“ greift den Aufbau des Openers auf und interpretiert diesen noch wuchtiger, während „A Solitary Reign“ den Klargesang sogar erstmals in doomiges Kargland einziehen lässt, stellenweise im Duett mit spitzen Schreien. Das finale Crescendo „Daiken“ will und will einfach nicht aufhören. Elf manische Minuten bäumen sich weiter und weiter auf, schwellen durch instrumentale Zäsuren an und sacken schließlich urplötzlich, am Höhepunkt, komplett in sich zusammen. Messe: gelesen.

Komplex as fuck und unwahrscheinlich großartig: Amenra veröffentlichen weiterhin musikgewordene Monstrosität höchster Güteklasse in gemächlicher Serie. Die Belgier erfinden sich auf „Mass VI“ zu gewissen Teilen neu, lassen jedoch nichts in punkto Intensität und Grandezza vermissen. Es bleibt unwahrscheinlich wuchtig, intensiv und brutal hart, aber eben nun auch eine Spur melodischer, verspielter, atmosphärischer. Amenra schlagen dem Stillstand ein Schnippchen mit einer weiteren überlebensgroßen Platte.

Wertung: 9/10

Erhältlich ab: 20.10.2017
Erhältlich über: Neurot Recordings (Cargo Records)

Facebook: www.facebook.com/churchofra

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Category: Magazin, Reviews

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