Scarred – Scarred

| 21. Januar 2021 | 0 Comments
Scarred

(c) Lugdivine Unfer

Totgesagte techen länger: „Gaia-Medea“, das zweite Album von Scarred, hat mittlerweile tatsächlich knapp acht Jahre auf dem Buckel. Das Quintett aus Luxemburg unterzog sich in der mehr oder minder jüngeren Vergangenheit einer steten personellen und musikalischen Transformation. Moderne, proggige Klänge mit doppeltem Boden und technischem Anspruch, begleitet von melodischer Atmosphäre und dezenten psychedelischen Untertönen, zieren nun den verspäteten, überaus willkommenen Drittling, schlicht und ergreifend „Scarred“ betitelt.

Der atmosphärische Part äußert sich vor allem durch die zahlreichen Intros, Outros und Zwischenspiele, wie das herrlich mystische „Prisms“ oder das beklemmende, synthetisch-proggige „Lua“. Diese Brücken zwischen den einzelnen Tracks verdichten das Geschehen tatsächlich und sind nicht nur schmuckes Beiwerk. Und wenn Scarred schließlich in die Vollen gehen, wirken ihre Husarenritte um einiges wuchtiger und eindrucksvoller – siehe und höre „Mirage“, dessen groovender Death/Thrash mit Djent-Prog-Untertönen und pulsierender Melodik unter anderem Gojira und Leprous mit auf die große Reise nimmt. Wenig überraschend wird es in der zweiten Hälfte eine Spur ruhiger und erhabener. Da ist sie schon wieder, die viel beschworene Atmosphäre.

In der Überlänge blühen die Luxemburger so richtig auf und treten gar unmenschliche Druckwellen los. Ein solcher Gigant ist „A.H.A.I.A.“, dessen beißende Groovesalven und Neo-Prog-Trigger von ausgesuchter Bosheit sind. Mehrere Höllenritte über Tonleitern und Griffbretter legen kehliges Gekeife, beinahe besinnliche Chants und sägende Hoffnung offen. Ein Wechselbad der Gefühle breitet sich aus und mündet in melodischer Fragilität. Davon ist im derben „A.D…Something“ rein gar nichts zu hören – frontal und dreckig bemühen Scarred die extreme Seite ihres Sounds. Hingegen wirkt „Nothing Instead“ fast schon poppig, wie eine eingängige Überzeichnung gewisser Borknagar-Momente – wahrlich nicht die schlechteste Referenz.

Ein stetes, auf erfrischende Weise unbequemes Auf und Ab begleitet dieses verspätete dritte Studioalbum, das die lange Wartezeit absolut wert war. Scarred scheinen sich in vielerlei Hinsicht gehäutet zu haben, oftmals gefühlt mehrfach, und gehen mehr denn je wie aus einem Guss an die Arbeit. Ihr eponymes Werk ist dynamisch, druckvoll, verspielt, erhaben, unnahbar, verkopft und poppig – oft sogar all das und noch viel mehr in einem Song. Und dann noch mit zahlreichen Zwischenspielen auf 56 Minuten ausgedehnt. Viel? Ja. Zu viel? Nie und immer – ein willkommenes Comeback.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 22.01.2021
Erhältlich über: Klonosphere Records

Website: www.scarredofficial.com
Facebook: www.facebook.com/Scarredofficial

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Category: Magazin, Reviews

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