Turmion Kätilöt – Global Warning

| 17. April 2020 | 0 Comments
Turmion Kätilöt

(c) Susanna Raitamaa

In ihrer finnischen Heimat räumen Turmion Kätilöt (dt. „Die Hebammen des Verderbens“) regelmäßig ab und sichern sich Spitzenpositionen in den Charts. Seit der Gründung im Jahr 2003 erschienen acht Alben, über 650 Shows stehen zu Buche. Jetzt setzt das Industrial-Sextett die Segel auf den Rest der Welt und dockt erstmals bei Nuclear Blast an, bevor es zum Jahresende gemeinsam mit Nightwish auf Tour gehen soll. Der Albumtitel „Global Warning“ ist Programm, die Crossover-Tanzschuhe wollen unbedingt ausgepackt werden.

Die blendende Laune von MC Raaka Pee, Shag-U und Konsorten ist ansteckend, der Sound macht unerwartet süchtig. Gleich zu Beginn zündet „Naitu“ die erste Rave-Kanone mit einer Melodie, die locker in den frühen 90ern funktioniert hätte. Danach wird es düster und fies in den Strophen, die Growls sind richtig schön aggressiv und erinnern entfernt an Finntroll. Und dann ertönen plötzlich wieder tanzbare Töne in bester Waltari-Crossover-Manier. „Kyntövuohi“ ist mindestens so kurzweilig, wenn auch ganz anders. Eine gesunde Portion Nu Metal hält Einzug, gepaart mit Deathstars-Finsternis. Klingt im besten Sinne bizarr, hat aber zugleich eine großartige Hook zu bieten.

Und so verschwimmen die 13 Tracks langsam, aber sicher ineinander. Von Gleichförmigkeit ist dennoch nichts zu spüren, weil die Finnen laufend furiose Perlen auspacken. Die schiere Wucht, mit der „Jumalauta“ voranschreitet, von martialischen Drums begleitet, macht mindestens so viel Laune wie der zeitweise an The Mad Capsule Markets erinnernde Vollsprint „Turvasana“ oder die Eurodance-Geschmacksexplosion „Ikävä“. In „Viha ja rakkaus“ halten sogar vermehrt Harmonien Einzug, es setzt ein wenig Frauengesang ein – der Rave ist komplett, wenngleich furchtbar cheesy. Diesem einzigen Blindgänger stecken Wuchtbrummen wie „Sano kun riittää“ gegenüber, die solche Mini-Ausfälle locker zu kompensieren wissen.

Was Turmion Kätilöt auf „Global Warning“ zelebrieren, ist gewiss nicht von schlechten Eltern. Der pure Wahnsinn zwischen Industrial, Eurodance, Crossover und technoiden Alternative-Klängen übermannt beim Erstkontakt förmlich. Meinen die Hebammen des Verderbens das tatsächlich ernst? Und wie! Auf ihrem neunten Album lädt die eierlegende Wollmilchsau zum Kaffeekränzchen beim Massen-Rave ein. Selten war gute, metallische Laune so ansteckend.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 17.04.2020
Erhältlich über: Nuclear Blast (Warner Music)

Website: www.turmionkatilot.com
Facebook: www.facebook.com/turmionkatilot

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Category: Magazin, Reviews

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