Maya Mountains – Era

| 16. April 2020 | 0 Comments
Maya Mountains

(c) Go Down Records

Vor zwölf Jahren tauchten Maya Mountains erstmals auf, um mit „Hash And Pornography“ einen kurzweiligen Leckerbissen zwischen Stoner und Heavy Psych unters Volk zu bringen. Danach machte sich das venezianische Trio relativ rar, vom einen oder anderen Auftritt abgesehen. Tatsächlich arbeitete man stolze fünf Jahre am Nachfolger „Era“, der die Geschichte von Enrique Dominguez erzählt – ein Landstreicher, der nach einem Zeitsprung mitten in der Wüste einer unbekannten Welt landet und zu halluzinieren beginnt. Finstere Gesellen und mythische Kreaturen begleiten dieses Kleinod, und das hört man gewissermaßen auch.

„Enrique Dominguez“ eröffnet die Platte in Songform und bäumt sich in aller Gemächlichkeit auf. Das überlänge Intro verwirrt, danach setzen wuchtige, entschleunigte Gitarren ein und rauben sämtliche Sinne. Die brutale Intensität des Fünfminüters reißt sofort mit, speziell wenn es zum Ende hin etwas verspielter und psychedelischer wird. Im direkten Anschluss lässt „In The Shadow“ die Muskeln spielen, von Grabesstimme begleitet. Höllischer Groove, Zeitlupen-Gummitwist und mächtige Gitarrenwände unterhalten prima.

Im Laufe dieser Dreiviertelstunde setzen Maya Mountains wiederholt kleine Ausrufezeichen. Da wäre beispielsweise „Ufo“, dieser seltene Sprinter – zumindest für eine Songhälfte, denn nach der ersten kleineren Zäsur wird es höllisch und direkt infernal, dennoch etwas verworren. Hier knüpft der Rausschmeißer „El Toro“ an, ein über weite Strecken ausladender Heavy-Psych-Jam mit deutlicher Wüstenfärbung, der in „Raul“ eine ähnlich packende Fortsetzung findet. Zwischen Wah-Wah-Action, legerem Bounce und geradezu doomigen Einschüben lassen die Italiener Mut zur Langsamkeit erkennen, man konzentriert sich auf die feinen Synthesizer-Noten.

Während „Era“ oberflächlich abwechselnd einlullt und wachrüttelt, verbirgt sich dahinter großer Spielwitz. Der beinahe federnde Groove, gekonnt auf furiose Muskelspiele treffend, unterhält, ebenso die schroffe und doch verklärte Präsentation der ellenlangen Jams. Maya Mountains machen ein wenig Lärm, nur um sich in Windeseile in ihren end- wie zeitlosen Arrangements zu verlieren und die abstrakte Story dahinter in irre Wendungen zu schicken. Das verlangt Geduld, unterhält aber gewaltig – ein ruppiger, kurzweiliger Exkurs zwischen Raum und Psych.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 17.04.2020
Erhältlich über: Go Down Records

Facebook: www.facebook.com/mayamountainsera

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Category: Magazin, Reviews

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