Fall – The Dreamer Of Tragedy

| 21. Dezember 2018 | 0 Comments
Fall

(c) Black Gate Photography

Musikfans lieben das Internet für die schier unerschöpflichen Möglichkeiten, in nur wenigen Klicks neue Lieblinge zu finden. Gut, ein Bandname wie Fall macht das zur Herausforderung, aber ist man erst einmal auf das 2009 in Corpus Christi, Texas gegründete Trio gestoßen, kommt man nur noch schwer von ihnen weg. Ihren Sound bezeichnen sie als Melodic Metal, doch letztlich steckt so viel mehr – Prog, Modern, ja sogar ein Hauch von Core – in diesen Songs. Die Tracks auf dem Mini-Album „The Dreamer Of Tragedy“ sind nun die ersten, die von der gesamten Band gemeinsam geschrieben wurden.

Tatsächlich klingt das Material zugleich modern und klassisch – ein eigentlich unmöglich erscheinender Spagat, der jedoch prima funktioniert. Im eröffnenden „Ascend“ umreißen die Texaner ihren Sound perfekt. Jessie Santos versteht sich über weite Strecken als echter Metal-Sänger mit Alternative-Einschlag, wechselt gerne in höhere Register und erinnert in seinen Schreien entfernt an Devin Townsend. Wütende Growls in kurzzeitigen Metalcore-Ausflügen machen aber ebenso Laune. Von diesem breitgefächerten Feld an Sounds und Genres lässt sich auch der Rest der Band inspirieren. Zwischen klassischer Metal-Hymne, bissigen Core-Parts und einem waschechten Prog-Rock-Gitarrensolo ist in diesen fünfeinhalb Minuten alles am Start. Und: Es funktioniert.

Eigentlich dürfte der komplexe und doch eingängige, sehr breit gefasste Sound von Fall nicht funktionieren, und doch schrammt einzig der achtminütige Rausschmeißer „Longing Spirits“ etwas hart an der Grenze des Machbaren entlang. Hier braucht es viele Durchläufe, bis die wütenden Screams und Growls mit den klaren, eingängigen Parts harmonieren. Im letzten Viertel explodiert der Track dafür so richtig. Deutlich besser macht es da schon „Defender“, das insgesamt eine Spur ruhiger und nachdenklicher bleibt, ohne jedoch die so essenzielle Heavyness zu vernachlässigen. „Heir To Silence“ dreht hingegen an der Progcore-Schraube mit wachsender Begeisterung und eierlegendem Wollmilchsau-Wahnsinn. Between The Buried And Me lassen grüßen.

Der Papierform nach dürfte „The Dreamer Of Tragedy“ keine so gute Platte sein, denn die hier spektakulär miteinander kollidierenden Puzzleteile wollen anfangs so gar nicht harmonieren. Dann hört man noch einmal hin. Und noch einmal. Und noch einmal. Plötzlich wachsen Fall über sich hinaus mit ihrem konsequent um die Ecke denkenden Wahnsinn, mit laufend neuen Explosionen und so wundervollen, schmeichelnden Harmonien. Ein Blick über den großen Teich lohnt sich für diese vier ellenlangen Songs auf jeden Fall – mit eine der größten Überraschungen und Entdeckungen des Jahres.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 21.12.2018
Erhältlich über: Eigenvertrieb (Download-Album)

Website: fall1.bandcamp.com
Facebook: www.facebook.com/fall.music

Teile diesen Artikel

Tags: , , , , , ,

Category: Magazin, Reviews

Demonic-Nights.at - AKTUELLES