Phantom Winter – Sundown Pleasures

| 14. September 2016 | 0 Comments
Phantom Winter

(c) Golden Antenna Records

Die musikgewordene Apokalypse von Phantom Winter findet eine Fortsetzung. Mit „CVLT“ debütierte die Band um ehemalige Omega Massif-Musiker mit einer infernalen Mischung aus Black Metal, Doom, Noise, Crust und Sludge. Drummer Mario Weiss spricht im Zusammenhang mit der neuen, szenisch arrangierten Platte von ‚Endzeitpropaganda‘ und trifft damit den sprichwörtlichen Nagel auf den Kopf. „Sundown Pleasures“ wurde wie ein klassisches Drama aufgebaut und handelt von einer Person, die vor ihren eigenen Dämonen zu fliehen versucht, letztlich aber nicht entkommen kann.

Erneut verwenden die deutschen Nachbarn abstoßende musikalische Hässlichkeit, Lautstärke und Brachialgewalt als kathartische Stilmittel für große Kunst. Bereits der eröffnende, über acht Minuten lange Titeltrack könnte komplexer wie spannender kaum sein. Statisch und doch brutal zu Beginn, treffen Black-Metal-Energie und Rock-Drive aufeinander. Nach und nach verdichtet sich die Noise-Atmosphäre, der Untergang wird eingeläutet. Fast durchgehend fahren Phantom Winter Attacke, ziehen das Tempo zwischenzeitlich gehörig an und versinken schließlich im Chaos.

Am anderen Ende des Albums wartet „Black Space“, sogar elf Minuten lang und zumindest anfangs kaum zugänglich. Beinahe zeitlupenartig baut sich dieses Sludge-Doom-Gebräu auf, vornehmlich von Screams und Growls durchzogen. Atmosphäre und dicke, entstellte Gitarren übernehmen das Kommando, erst zum Schluss legt das Quintett eine Schippe Härte drauf und explodiert. Wer es konventioneller mag, zieht sich „Bombing The Witches“ und „Wraith War“ rein. Beide zur Album-Mitte platzierten Songs wirken getrieben, kraftvoll und leben von ihrer dicken, dennoch rotzigen Produktion, welche die manischen Gitarren- und Bass-Breitseiten perfekt in Szene setzt.

Wie schon beim Einstand dauert es auch bei „Sundown Pleasures“ ein wenig, bis die Platte ihre volle Wirkung entfaltet. Mehrere Durchläufe, dazu am besten ein abgedunkelter Raum – von Mal zu Mal nimmt die Atmosphäre dieses Werks mehr überhand, dominiert Körper, Geist und Seele. Mit ihrer dramatischen Schilderung und unvermeidbaren Katastrophe gehen Phantom Winter abermals an die Schmerzgrenze und schießen mit Kanonen auf Spatzen. Das kann ganz schön zermürben und erfordert ordentlich Durchhaltevermögen, doch eine erneute spannende, zuweilen sogar grandiose Grenzerfahrung ist die Mühe absolut wert.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 16.09.2016
Erhältlich über: Golden Antenna Records (Broken Silence)

Facebook: www.facebook.com/wintercvlt

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Category: Magazin, Reviews

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