Heaven Shall Burn – Wanderer
Drei Jahre nach dem glorreichen „VETO“ melden sich Heaven Shall Burn wieder aus dem Studio zurück. Schlagzeuger Matthias Voigt, der sich bereits bei den Aufnahmen vertreten lassen musste, stieg Ende 2013 aus und wurde durch Tour-Drummer Christian Bass ersetzt, der nun sein Full-Length-Debüt gibt. Aufgenommen wurde im eigenen Studio, für zusätzliche Mastering-Power konnte Tue Madsen gewonnen werden. Blickfang von „Wanderer“ sind aber die faszinierenden Landschafts- und Naturaufnahmen. Sie zieren Artwork und Booklet und geben einen tiefen Einblick in den lyrischen roten Faden des achten Studioalbums.
Heaven Shall Burn suchen nach einem Ort inneren Friedens, welcher der Zuflucht vor weltlichem Chaos und zugleich als Ventil für negative Emotionen und Gedanken dient. Mit entsprechender musikalischer Intensität wird ein solcher Platz erschaffen. Schnell kristallisieren sich erste Favoriten heraus, darunter das old-schoolige Monstrum „They Shall Not Pass“. Klassische Melodic-Death-Energie, melancholische Untertöne und gewohnte, geradezu beißende Härte gestalten fünfeinhalb dynamische, monumentale Minuten aus – durchaus vertraute, dafür aber bockstark.
Nach dem kurzen „The Loss Of Fury“ regieren zum Auftakt aber tanzbare Beats. Was einst mit dem Mini-Break von „Murderer Of All Murderers“ auf „Iconoclast“ begann, findet auf „Bring The War Home“ seine Formvollendung. Freilich, rundherum geben ‚echte‘ Drums und gewohnt bissige Heaven Shall Burn-Action das Tempo vor, doch die kleine Überraschung mit synthetischem Wumms gelingt. „Save Me“ scheint stellenweise ähnliche Elemente aufzugreifen, auch wenn diese stärker in den Hintergrund verlagert werden. Dafür shreddet Nick Hipa (Wovenwar) mit.
Hipa ist beileibe nicht der einzige Gast auf diesem Album. Für das aufwühlende My Dying Bridge-Cover wurde Wunderstimme Aðalbjörn Tryggvason (Sólstafir) verpflichtet, während sich Gevatter Corpsegrinder auf dem schmissigen, brachialen „Save Me“ die Ehre gibt. Dennoch funktioniert es mit klassischen Bandmustern weiterhin am besten. „A River Of Crimson“ punktet mit herrlichen Melodiebögen und messerscharfer Gitarrenarbeit und das epische, konstant wachsende Monster „Downshifter“ hat das Zeug zum Klassiker.
Schon wieder so ein Überflieger: Locker halten Heaven Shall Burn die Klasse des bereits herausragenden „VETO“ mit einem rasiermesserscharfen, cleveren und doch melodischen Powerhouse. Gewiss ist manches auf „Wanderer“ vertraut, doch hinsichtlich Präsentation, Darbietung, Inszenierung und Arrangierung wirkt jeder Ton, jede Note erfrischend und unerhört ungehört. Gesäumt mit einer abermals guten Produktion und ausreichend Bonus-Material für bis zu drei CDs, gelingt den deutschen Nachbarn eine weitere herausragende, epische Punktlandung.
Wertung: 9/10
Erhältlich ab: 16.09.2016
Erhältlich über: Century Media (Sony Music)
Website: www.heavenshallburn.com
Facebook: www.facebook.com/officialheavenshallburn
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