Vøvk – Litera

| 1. Oktober 2025 | 0 Comments
Vøvk

(c) Dmytro Khytryi

Das geschriebene Wort ist der Kern einer jeden Gesellschaft – eine alte Weisheit, die Vøvk nun vertonen. Das Trio aus der Ukraine überraschte auf seinem ersten Album vor mittlerweile mehr als sechs Jahren mit einem packenden Mix aus Progressive Rock, Post-Hardcore und metallischer Urgewalt, danach passierte – auch aus bekannten Gründen – vergleichsweise wenig. Mit „Litera“ vertonen sie den inneren Kampf einer Person in permanenter Unruhe, sehr persönlich, intim und in Landessprache vorgetragen.

Natürlich entstand diese Platte unter dem Eindruck des Kriegs, ohne diesen direkt zu benennen. Das muss auch nicht sein, denn die Musik an sich spricht bereits Bände. Das beginnt bereits im eröffnenden „Sil“ mit seinen klaren Gitarren und greifbaren Anmut, bevor sich die Wolken langsam verfinstern. Es regnet Feuer vom Himmel, während die Band versucht, die Ruhe zu bewahren. Ein stetes Hin und Her, angeführt durch epische Melodien und metallische Eruptionen, legt sich ohne Balsam auf die Seele. Dort wartet bereits das explosive und doch zurückgenommene „Mur“, kein Fluss, sondern ein hymnisches Mini-Epos mit großem Chorus.

Mit dem konstanten Drive von „Promin“ geht es hingegen in höchste Höhen. Johannes Persson von Cult Of Luna drückt dem Track seinen Stempel auf, wenn seine verzweifelten Growls den Song urplötzlich in eine andere Richtung entführen und Oleksandr Kuts‘ durch die Bank fantastischen Gesang um verdammt viel Wut und Dreck ergänzen. Im vergleichsweise schroffen, vertrackten „Iskra“ werden angenehme Erinnerungen an Cave In wach, während das Gebilde durch sein ureigenes Labyrinth stolpert und doch nie fällt. Schließlich wird das abschließende „Okean“ zur versöhnlichen Hymne, denkt man, bevor der Track im Schlussakt abbiegt. Screams fahren durch Mark und Bein, ein Nackenschlag nach dem nächsten führt ins alles umfassende Nichts.

Das muss man erst einmal sacken lassen. Unfassbar groß und doch atemlos, so gestaltet sich der omnipräsente Spagat dieses zweiten Albums. Vøvk verbinden inneren Kampf mit zerstörerischen Einflüssen von außen und suchen nach Schönheit im konstanten, unaufhaltbaren Zusammenbruch. „Litera“ liebt seine Prog-Gebilde, baut Schicht um Schicht auf und glänzt in diesen kleinen, feinen Momenten. Und dann explodiert das Pulverfass urplötzlich, wieder und wieder, von zermürbenden Dissonanzen und erstickter Hoffnung durchzogen. Ein spektakuläres Wechselbad der Gefühle und große musikalische Kunst runden diese wunderschöne, beklemmende Perle ab, die man unbedingt gehört haben sollte.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 03.10.2025
Erhältlich über: kontrabass

Facebook: www.facebook.com/vovkband

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Category: Magazin, Reviews

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