Außerwelt – Breath

(c) Außerwelt / Kat Ja
Schwerer Atem führt zu schwerer Kost: Wiewohl Außerwelt im Post Metal beheimatet sind, bemüht sich das Quartett aus Münster um frischen Wind. Dieses bzw. ein ähnliches Ansinnen mögen in der Vergangenheit viele Bands gehabt haben, doch nimmt man es den Herren angesichts ihrer drei bisherigen EPs ab. Den Einstand auf Albumlänge nahm man in bester DIY-Manier im eigenen Studio auf, zwischen 2022 und 2024, später professionell gemischt. Und begleitet wird das vom obligatorischen Blick über den Tellerrand: „Breath“ geht mit wachsender Begeisterung weit über Post-Metal-Erwartungen hinaus.
So fällt „Old Dreams Of The West“ direkt und im besten Sinne mit der sprichwörtlichen Tür ins Haus, schwerfällig bis doomig, in seiner Heavyness jedoch durchaus angriffslustig. Manuel Kleins Vocals spiegeln brachiale Intensität wider, während das Arrangement angenehm offen bleibt, geradezu episch. Kleine Zäsuren, urplötzliche Black-Metal-Zwischensprints und gefühlvolle Passagen mit instrumentaler Magie kleiden den Track aus. Auch „Embers Touching Blackest Soil“ legt ohne Umwege los und scheint in seinem Dauersprint alles mit Gusto zu zerlegen. Freilich, auch dieser Eindruck täuscht, alleine schon aufgrund des stürmischen Auges, um das herum unwirtliche Missetaten ranken.
Dass „The Long Goodbye“ mit seinen gut zehn Minuten tatsächlich der längste Albumsong ist, hat Stil. Hier ist der lange Aufbau der Star, führt über Umwege zur tödlichen Schwere, die mit gekonnt abstrahierender Doom-Optik gestreckt wird und in aller Gemächlichkeit wachsen darf. Außerwelt reiten auf dem imaginären Pulverfass, drohen wieder und wieder zu verglühen, finden dennoch stets den richtigen Weg, gerade im verzweifelten, faszinierenden Schlussakt. Feinsinnige Melodien und Post-Rock-Stilisierung überraschen hingegen in „In The Night’s Coating, We Contemplate Hope“, das lange Zeit grazil durch die Finsternis schreitet, bevor die unweigerliche Implosion abreißen lässt.
Obwohl sich der Atem durch sämtliche Songs zieht und diese beeinflusst, handelt es sich bei „Breath“ doch um kein Konzeptalbum, wie Außerwelt betonen. Dennoch – und erstaunlicherweise – klingt das Ergebnis wie aus einem Guss, trotz verschiedenster kleiner und großer Wandlungen und musikalischer Forschungsreisen, die das weite Post-Metal-Feld gekonnt ausloten. Brutal bis brachial, introvertiert und klaustrophob, explosiv und bleischwer – eine gerne spektuläre, einstündige Reise durch mitreißende Extreme bestätigt die Klasse der Kleinformate eindrucksvoll. Von Außerwelt wird man bestimmt noch einiges hören.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 02.10.2025
Erhältlich über: Moment of Collapse Records (Broken Silence)
Facebook: www.facebook.com/Ausserwelt


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