A Dog Called Ego – Paper Boat

(c) A Dog Called Ego
Ein ewiger Geheimtipp meldet sich lautstark zurück: A Dog Called Ego veröffentlichten Anfang der 2010er zwei bärenstarke Platten zwischen Post Rock, Prog, Alternative und etwas Metal, nur um dann erst einmal auf Studioebene fast ein Jahrzehnt unterzutauchen. Nach einer ersten EP, die Interesse schürte, meldet sich das Quartett nun fieberhaft zurück. „Paper Boat“ wurde vergangenen Winter in Hamburg aufgenommen und kündigt einen intensiven Blick nach innen an, laut und intim zu gleichen Teilen. Exakt das gibt es letztlich auch zu hören, und noch so viel mehr.
Bereits im eröffnenden „Hollow Tree“ wird deutlich, dass sich an den kraftvollen und doch clever auskomponierten Qualitäten der deutschen Nachbarn nichts verändert hat. Der ominöse Beginn spielt mit Post Rock und lässt diese großartige Stimme, hell und doch voller Tiefgang, schnell das Heft in die Hand nehmen. Mehrere emotional aufgeladene Druckwellen mit leichtem Grunge-Flair entführen den Track nach und nach in neue Sphären, von beißender Härte bis hin zu dezentem Prog-Feinsinn. „Holding Hands“ ist eine willkommene Geste, lässt man sich doch nur zu gerne durch dieses magische, verklärte Album führten, Clevere Melodieführungen, etwas Melancholie und sogar kurzzeitiges Geballer passen prima zusammen.
Ein weiterer Überflieger ist „When All Is Said And Done“, das zwar ein Ende andeutet und mit seiner emotionalen Reduktion durchaus rührende Qualitäten in sich trägt. Dabei bleibt es jedoch nicht; der Song gewinnt an Lautstärke, an Intensität und arbeitet sich einem gewaltigen, überdimensionalen Crescendo entgegen, das sämtliche Sinne gleichzeitig torpediert. Selbst für einen Hauch gar nicht mal so unterkühlte Gazpacho bleibt Zeit. Im Titelsong „Paper Boat“ lassen A Dog Called Ego die Muskeln spielen, treiben den Track mit metallisch angehauchter Härte wieder und wieder neuen Höhepunkten entgegen, lassen das Konstrukt ebenso kurzzeitig in sich zusammenfallen. Prog Rock/Metal bekommt einen Post-Unterbau – einfach und genial gelöst.
Wie die Band in eine Art emotionalen Malstrom zieht, quasi ohne Anlauf, dort erst einmal fest in den Arm nimmt und schließlich gekonnte emotionale Entfremdung vorantreibt, ist ganz großes Kino. Das „Paper Boat“ zerfällt nicht, sondern wird mit jedem Durchlauf größer und robuster, ganz ohne verschwendete Liebe. Die lange Albumpause tat A Dog Called Ego zudem überhaupt nicht weh, sondern lässt ihren Sound in jeder Hinsicht größer, reichhaltiger, packender werden. Post-Strukturen, Prog-Synergien, melodisches Feingefühl und beißende Härte – diese Mischung klappt erstaunlich gut und sorgt für ein magisch-immersives Erlebnis der besonderen Art.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 27.06.2025
Erhältlich über: Happy Apocalypse Records
Facebook: www.facebook.com/adogcalledego
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