Tetrarch – The Ugly Side Of Me

(c) Guillermo Briceno
Von der Band der Stunde zu angehenden Großmeistern: Tetrarch halfen mit ihren ersten beiden Alben bei der großen Rückholaktion des Nu Metal, sind aber viel mehr als das. Diamond Rowe ist mittlerweile die erste Signature-Künstlerin in der Geschichte von Jackson Guitars, die drückende und zugleich wütende Rhythmusabteilung um Ruben Limas und Ryan Lerne mutiert mehr und mehr zum kompromisslosen Motor des Wahnsinns, während Josh Fore seine ohnehin mächtige Stimme noch stärker und versatiler einsetzt. „The Ugly Side Of Me“ setzt den Siegeszug souverän fort.
Die Single „Never Again (Parasite)“ macht da weiter, wo „Unstable“ vor vier Jahren aufhörte. Erinnerungen an KoRn und Cyclefly werden ob der düsteren, nervösen Atmosphäre wach, während Fore zwischen den kraftvoll, leidenschaftlichen Strophen und dem gespenstischen Chorus einen gewaltigen Sprung macht. Das Ergebnis klingt im besten Sinne unbequem und lässt sich selbst vom sympathisch bizarren Breakdown nicht aus dem Tritt bringen. „Best Of Luck“ muss man dem US-Quartett wirklich nicht wünschen, wobei der herrlich stoische Track so und so im Hinterkopf bleibt. So hebt sich der Refrain kaum vom restlichen Song ab, der mit säuerlichem Groove nach vorne geht, bevor wütende Screams aus dem Nichts das Anti-Idyll zerstören.
In diesem „Headspace“ fühlt sich die Band aus Atlanta hörbar wohl und erinnert mit den synthetischen Untertönen schon mal an den einen oder anderen Static-X-Klassiker. Gewisse Industrial-Anleihen sind Pflicht, wie auch während der restlichen Platte, führen hier jedoch unweigerlich zu einem hymnischen Hauptteil mit ultraeingängigen Rock-Sensibilitäten. Die lässt „The Only Thing I’ve Got“ ebenfalls mitschwingen, bäumt sich langsam und bedrohlich auf, nur um den Soundwall in Grund und Boden zu schreien. Auch „Anything Like Myself“ lässt sich dazu verleiten, ringt mit einer Form von Aussichtslosigkeit und lässt eine Pluralität von Stimmen kollidieren.
Nicht zum letzten Mal ist die Stimmung bis zum Zerreißen gespannt, das beherrschen Tetrarch wie aktuell nur wenige andere Bands. Harmoniebedürfnis war noch nie die Sache des US-Quartetts, das wird auch auf ihrem neuesten Streich immer wieder laut und deutlich. „The Ugly Side Of Me“ wirkt insgesamt sogar noch einen Tacken härter und fokussierter als der Vorgänger, liebt seinen Nu-Chic und verzichtet doch nie auf den Blick über den Tellerrand, der Industrial, Metalcore, Modern Metal und Alternative Rock sowie Post-Grunge wechselweise hinzumischt. Das Ergebnis ist auf wundersame und wundervolle Weise unbequem, bittersüß und geht doch nicht aus dem Ohr – ein weiterer kleiner Geniestreich, dem man sich kaum entziehen kann.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 09.05.2025
Erhältlich über: Napalm Records (SPV)
Website: tetrarchmusic.com
Facebook: www.facebook.com/tetrarchmusic
Slider-Pic (c) Guillermo Briceno
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