rýr – Dislodged

(c) Aran Leptig Photography
Die Meister instrumentaler Monolithen werden ein weiteres Mal vorstellig. Mit ihrem drückenden Mix aus Doom und Post Metal verwirren und verstören rýr seit sieben Jahren. Ihr Faible für Heavyness und Wucht, gepaart mit beklemmender und doch stets spannender Atmosphäre, wirft nun bereits ein drittes Album ab. Auf „Dislodged“ wollen sie diesen immersiven Ansatz, von brachialer Intensität und fragiler Schönheit bestimmt, weiter vorantreiben.
Schnell wird deutlich, dass rýr die sprichwörtlichen Stellschrauben weiter angezogen haben. Das demonstriert bereits das eröffnende „Flung“ recht eindrücklich, wiewohl es eine ganze Weile dauert, bis sich der Track aus dem verfremdeten Dickicht erhebt. Selbst für ein kurzes, melodisches Break bleibt Platz, bevor ein zielstrebiger Marsch in Richtung Wahnsinn seinen Lauf nimmt. Klagende Gitarren, rhythmische Wucht und eine geradezu unerträgliche Zuspitzung säumen den Weg. Hingegen geht der Titelsong vergleichsweise früh in media res, liebt jedoch seine kurzen und konzentrierten Zäsuren, die wieder und wieder Platz für frische, platzierte Nackenschläge und erstaunliche Melancholie machen.
Ein gewisser Widerspruch ist beim Berliner Trio quasi Pflicht, und kein Track illustriert das wohl besser als der Neunminüter „Lapsed“. Abermals finden rýr ihren Leitfaden recht schnell, zeigen aber sogleich, dass lineares Vorgehen kein Muss ist. Nach eineinhalb Minuten setzt es die erste, düstere Zäsur – kurz, beherzt und ominös. Rund um das drückende, brütende Fundament reiht das Dreiergespann feinsinnige Variationen, die so etwas wie einen Funken Hoffnung zumindest andeuten, stets dem Kollaps nahe. Das Schlussdrittel experimentiert mit Stop & Go, mit kompletter Entschleunigung und mit fast verschmitztem Nachhall – ein absoluter Trip von einem Song.
Mit erstaunlicher Beständigkeit und Beharrlichkeit wächst „Dislodged“ weiter und weiter. Im Grunde machen rýr gar nicht so arg viel anders, bieten bloß das berühmt-berüchtigte ‚Mehr‘ an allen Ecken und Enden. Die wütenden, wuchtigen Parts packen Heavyness drauf, die Melancholie erfasst immer wieter, das Spiel mit Hoffnung, Melodik und feinsinnigen Zäsuren wird noch stärker kultiviert. All das ergibt zusammen ein von vorne bis hinten beklemmend-unterhaltsames drittes Album, dessen monolithische Gebilde fester, majestätischer und fragiler denn je anmuten – ein weiterer grandioser Schritt nach vorne für dieses ähnlich grandiose Trio.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 11.04.2025
Erhältlich über: Moment Of Collapse Records (Broken Silence)
Facebook: www.facebook.com/ryrpostmetal
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