Dead Pioneers – PO$T AMERICAN

| 9. April 2025 | 0 Comments
Dead Pioneers

(c) Daniel Ulibarri

Die kollektive Entmündigung und Desillusionierung des sogenannten amerikanischen Traums ist Realität geworden, befindet Gregg Deal. Der Künstler und Aktivist sorgt aktuell mit seinem Band-Projekt Dead Pioneers für Aufmerksamkeit, das sich zynisch und humorvoll mit Ängsten und Frustrationen auseinandersetzt, vor allem aus der Sicht nordamerikanischer Ureinwohner. Ihr zweites Album „PO$T AMERICAN“ schrieben sie vor den jüngsten US-Wahlen, und doch könnte die Platte kaum aktueller und prophetischer ausfallen.

Angenehm pointierte Tracks wie „My Spirit Animal Ate Your Spirit Animal“ fahren durch Mark und Bein. Das Idles-Zitat in der ersten Strophe ist ein Volltreffer, die Zeile übers Bedanken passt direkt ins Weiße Haus. Von fieberhaftem Hardcore Punk angetrieben, entsteht Magie. Doch auch vergleichsweise zurückgelehnte Tracks wie „The Caucasity“, die Deals Talks in den Mittelpunkt rücken, bestechen durch treibende, wenngleich reduzierte Präsentation. Die Story über einen dreisten Typen – so auch das Wortspiel im Songtitel – während einer Vortragsreise, der seine Ignoranz beifallsheischend zur Schau stellte, wird mit beneidenswerter Präzision seziert.

Eine andere Art von Schmerz bietet „Love Language“. Ren Aldrige von den exzellenten Petrol Girls mischt im aggressiven, forschen Track mit. Die Perspektive wird auf den Kopf gestellt, es geht um toxische Männlichkeit, um das Patriarchat, um Unterdrückung, um Sexismus und Femizid. Die Abfahrt schmerzt mindestens so sehr wie das tanzbare „Juicy Fruit (Ode To Chief Bromden)“ unterhält. Hinter dem Post-Punk-Bounce steckt grandioses, poetisches Storytelling. Echte Wellenbrecher wie „Pit Song“, der genau das auf verschiedene Weisen ist, stoische Kapitel wie der Titelsong und die kauzig untermalten Vorträge von „Fire And Ash“ und „Mythical Cowboys“ verfehlen ihr Ziel nie.

Dead Pioneers legen einfach auf allen Ebenen einen drauf, was ihnen bestens gelingt. Wo der Einstand bereits hypnotisierte, wächst „PO$T AMERICAN“ weiter und weiter. Viel davon ist dem Vortrag zu verdanken, der überaus einnehmenden und packenden Art von Gregg Deal, dessen Ausstrahlung ungebrochen groß und eindrucksvoll bleibt. Doch auch musikalisch macht sich das Quintett richtig gut, sowohl hinsichtlich Härte als auch im experimentellen Bereich, legt Vorurteile und überholte Denkweisen mit Nachdruck in Schutt und Asche. Und doch bleibt diese kleine Portion Optimismus stets erhalten – ein mehr als starker Zweitling, der Dead Pioneers endgültig als Must-Hear etabliert.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 11.04.2025
Erhältlich über: Hassle Records (Cargo Records)

Website: www.deadpioneers.band
Facebook: www.facebook.com/dead.pioneers

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Category: Magazin, Reviews

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