Iron Form – Cut From Cold Blood

(c) Church Road Records
Alex Heffernan und Mario Gambardella sind seit Ewigkeiten befreundet und spiel(t)en in so illustren Bands wie Svalbard, Handcuff und Eulogy. Nun ist es endlich an der Zeit, gemeinsam etwas auf die Beine zu stellen: Iron Form ließ sich vom knüppelharten, rohen Post-Hardcore und Metalcore kurz nach dem Jahrtausendwechsel inspirieren, verbindet schonungslose Emotionalität mit unausweichlicher Brutalität im Unterbau. Die erste EP „Cut From Cold Blood“ strebt sogleich den ganz großen Wurf an.
Bei diesen knapp 20 Minuten handelt es sich sogar um eine Konzeptplatte, die sich mit unerwartetem Leid und Schmerz sowie dem versuchten Weg zurück durch unerbitterliche Umstände auseinandersetzt. Das Schreiben einer „New History“ im Opener geschieht frontal und brachial. Von der ersten Sekunde an langen Iron Form beherzt zu, immer und immer wieder, erinnert sogar kurz an den Wahnsinn von Converge, bevor sich verwaschene Melodieansätze hinzugesellen und einen kleinen Hoffnungsschimmer aufkeimen lassen. Ein solcher entwickelt sich zum roten Faden dieser EP, selbst in brutalsten Gefilden. Wie dieser aus dem ansonsten unnachgiebigen „Spirit Rain“ immer wieder herausbricht, kurz und doch so verdammt effektiv, macht Laune.
Auch „Vengeance Prayer“ begint in media res, mit aller erdenklicher Wucht und Jenseitigkeit, die an die Metalcore-Ursuppe erinnert. Zugleich schraubt das Duo den Härtegrad nach oben, steigt stellenweise vollends in die Eisen. Bis zum obligatorischen Spoken-Word-Part ist es nicht weit. Den gibt es im Vorboten „Become The Blade“ zwar nicht, dafür aber die vielleicht besten Melodien der gesamten Platte – und das in einem Track, der sich mit blinder Wut befasst. Beinahe möchte man hier von einem hymnischen Exkurs sprechen, so gewaltig hebt das Ding ab. Davon ist im abschließenden Titelsong zumindest noch etwas zu hören, während rundherum die ungeschliffene Urgewalt zurückkehrt.
Ein stetes, sehr willkommenes Hin und Her begleitet diese EP, viel mehr als nur eine Talentprobe. Die umfassende Banderfahrung hört man Heffernan und Gambardella an, das rohe Ursuppen-Umfeld der frühen 2000er bekommt ihnen ebenfalls gut. Iron Form wird zur Spielweise für einen bewusst ruppigen, ungeschliffenen Sound, der Zerrissenheit als zentrales stilgebendes Mittel mit Zweck versteht, daraus einen wahren emotionalen Malstrom entfacht und spätestens mit der dritten Druckwelle erfasst. „Cut From Cold Blood“ darf mit Fug und Recht als Einstand nach Maß verstanden werden, der durchkaut und ausspuckt, der Katharsis niederknüppelt und die Luft auf schönste Weise raubt.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 21.03.2025
Erhältlich über: Church Road Records
Website: ironform.bandcamp.com
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