STORMO – Tagli/Talee

| 16. März 2025 | 0 Comments
STORMO

(c) Marco Vivaldi & Eugen Bonta

Mit dem Release von „Endocannibalismo“ vor gut zwei Jahren öffneten sich für STORMO mehrere Türen. Nicht nur, dass die Italiener die lange, erzwungene Live-Durststrecke endlich hinter sich lassen konnten, sie erfüllten sich den Wunsch, verschiedenste Ecken Europas zu sehen. Mehr noch, das Quartett lernte Land und Leute kennen und verarbeitet nun die Eindrücke auf dem neuesten Longplayer. „Tagli/Talee“ ist eine Sammlung episodischer Erzählungen, die die Menschheit auf persönlichster Ebene zeigt.

Rein musikalisch hat sich allerdings herzlich wenig geändert: STORMO gehen es abermals wüst und derb an, tauchen ihren tiefschwarzen Hardcore in Noise-Chaos und treiben dessen Entstellung konsequent voran. Wie „Sabbia“ voranreitet, mehr denn je eine kräftige Portion Black Metal mitnimmt und schier unfassbare Energie freisetzt, macht unheimlich viel Laune. In der zweiten Hälfte fällt das Tempo konsequent ab, bevor die Fortsetzung „Sabbia Pt.2: Ghiaccio“ mit elektronischer Beateske experimentiert. Entfremdetes Sperrfeuer der zurückgenommenen Art transportiert die Screams in ein komplett neues Umfeld, das „Come Fauce Che Divora“ am anderen Ende des Albums ebenfalls aufnimmt und daraus lärmende Wolkenkratzer baut.

Derlei Übersteuerung ist aber längst nicht das Maß aller Dinge, denn rundherum langen die Italiener in vertrauter Manier zu. Das explosive „Bordi“ brennt von der ersten Sekunde an ein wahres Feuerwerk ab, gibt sich manischer Atemlosigkeit hin und lässt die Drums giftig rollen. Im ersten Vorboten „Kallitype“ überrascht ein Hardcore-Punk-Riff und ein direkter, trotzdem gemächlicher Ansatz – für STORMO-Verhältnisse, versteht sich. So nahe kommen sie Melodik nur selten, greifen ein ähnliches Motiv in „Rami“ aber erneut auf. Als würden Grief Ritual und Touché Amoré gemeinsame Sache machen, möchte man meinen.

Die vermeintlich heillose Flucht nach vorne ebbt nach knapp 22 Minuten schon wieder ab und zeigt STORMO in gewohnt guter Form. Von ihrer Reise durch Europa hört man nicht viel, Dienst nach Vorschrift setzt es auf „Tagli/Talee“ glücklicherweise aber ebenso wenig. Stattdessen wird der Noise-Anteil mancherorts einfach mal gewaltig in die Höhe getrieben, von elektronischer Entfremdung der Eskalation zugeführt, nur um im anderen Extrem mit Melodieansätzen und lichten Momenten anzubandeln. All das findet seine Mitte im Blackened-Hardcore-Chaos, abgefuckt und mitreißend wie eh und je. STORMO untermauern ihre Klasse einmal mehr.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 21.03.2025
Erhältlich über: Prosthetic Records (Membran)

Website: stormomusic.com
Facebook: www.facebook.com/stormohc

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Category: Magazin, Reviews

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