STORMO – Endocannibalismo

| 10. Februar 2023 | 0 Comments
STORMO

(c) STORMO

Die mitunter strikte Isolation der letzten Jahre regte STORMO zum Nachdenken an. Man befasste sich mit Themen, die größer als die eigene Existenz sind: Tod und ökologischer Untergang. Dabei stießen die italienischen Hardcore-Chaoten auf den indigenen Yanomami-Stamm, der während der Trauer Teile verstorbener Verwandter konsumiert, um deren Seele freizusetzen. Aus der Auseinandersetzung mit diesem Ansatz entstand „Endocannibalismo“, das erste Werk für das neue Label Prosthetic Records.

Das eröffnende „Valichi, Oltre“ ist einer von zwei Tracks, welche die Drei-Minuten-Marke überschreiten. Wenn sich STORMO ausnahmsweise etwas Zeit für ihre Musik nehmen, entstehen erstaunlich ausdifferenzierte Ideen, die trotz aller Gemächlichkeit zu erdrücken wissen. Ausnahmsweise nimmt man das Tempo heraus, wütende Vocals treffen auf komplexe Drum-Patterns – und dann fährt das anschließende „PV77“ wie ein Derwisch drüber und zerlegt alles in bester Converge-Manier. Klar, neu mag das nicht sein, funktioniert in dieser knisternden Unberechenbarkeit aber weiterhin exzellent.

Nie weiß man so genau, wohin es die Italiener zieht, und das macht ihr bereits viertes Studioalbum so spannend. Der Titelsong „Endocannibalismo“ nimmt mehr und mehr Noise-Manie mit, zerlegt sich selbst mit wachsender Begeisterung und lässt das ungefilterte Chaos mit wachsender Begeisterung hochleben. Auch das abschließende „Sopravvivenza E Forme“ hat seinen Reiz, gerade in der frontalen ersten Hälfte. STORMO holen Punk-Anteile ins Rampenlicht, bevor der Track mehr und mehr im zähen Sumpf versinkt. Jegliche Strukturen werden eingerissen, durch Noise- und Effekt-Geräte gepresst, bis der bittere Fade-out folgt – ein weiteres Kunststück.

Keine halbe Stunde später ist der sprichwörtliche Spuk schon wieder vorüber, die Überwältigung abgeschlossen. Mehr denn je überfordern STORMO sämtliche Sinne mit wachsender Begeisterung, wobei der deutlich intensivere Noise-Einfluss den ohnehin durchgeknallten Mix noch eine Spur kaputter ausfallen lässt. Ja, auch an „Endocannibalismo“ muss man sich gewöhnen, wenn die Italiener ihren nunmehr bestens bekannten Sound verfeinern, mit anderen Sound-Spektren am neuen Ende des abgefuckten Wahnsinns erweitern. Auch diese Abrissbirne macht Laune und etabliert das Quartett als absolute Post-Hardcore-Macht.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 10.02.2023
Erhältlich über: Prosthetic Records (Cargo Records)

Website: stormomusic.com
Facebook: www.facebook.com/stormohc

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Category: Magazin, Reviews

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