Coheed And Cambra – The Father Of Make Believe

| 13. März 2025 | 0 Comments
Coheed And Cambria

(c) Jimmy Fontaine

Die endlose Saga der Armory Wars geht in die bereits zehnte Runde: Coheed And Cambria erweitern ihr Sci-Fi-Universum um ein weiteres Kapitel und widmen sich auf ihrem bereits elften Studioalbum dem dritten Akt der Vaxis-Storyline. Es gibt einen neuen Bösewicht, mehr Vielfalt und einen Claudio Sanchez, der sich nach eigenen Angaben im steten Streben, sich selbst zu übertreffen, kurzzeitig in einer musikalischen Midlife-Crisis verrannte, nur um einen frischen Songwriting-Ansatz zu finden. Auf „The Father Of Make Believe“ nimmt er die Rolle seines Protagonisten unmittelbarer an (und ein) und nützt dies als Inspiration, um direkter aus dem eigenen Leben zu erzählen.

„Blind Side Sonny“ ist das unmittelbare Ergebnis dieser direkten Präsentation und zugleich einer der härtesten Songs des US-Quartetts. Angepunkt, fast schon angethrasht peitschen diese 144 Sekunden durch, lassen die Gitarre sleazy aufheulen, während sich Sanchez beinahe selbst überholt und die Drums wütend rollen. Im Gegensatz dazu bemüht „Corner My Confidence“ ausgesucht ruhige, folkige Klänge und bricht den ansonsten epischen Sound auf frühlingshaften Singer/Songwriter-Klang herunter. Das klappt mindestens so gut wie das angenehm kitschige „Meri Of Mercy“ samt Power-Balladeneinschlag und einer kräftigen Portion Zuckerguss.

Natürlich bieten Coheed And Cambria auch typische Rocker und Prog-Gniedler der alten und neueren Schule, allen voran das fieberhafte und zugleich hochgradig melodische „Goodbye, Sunshine“, das mit Herz und Hirn die Finsternis umarmt. Das forsche „Play The Poet“ packt das obligatorische Metal-Riff mit Squeal-Wurmfortsatz aus, das ebenso dazugehört wie die epische Mini-Suite. „The Continuum“ kommt als Vierteiler ums Eck, wobei das dezent an frühe Prog-Großtaten erinnernde „The Flood“ (Teil 2) und das mit Chamber- und Art-Pop kokettiertende „So It Goes“ (Teil 4) herausragen. Zum Drüberstreuen tankt sich „Searching For Tomorrow“ in dreieinhalb Minuten durch den forschen Sanchez-Mikrokosmos und schüttelt einen komplexen Ohrwurm aus dem Ärmel.

Letztlich bietet „The Father Of Make Believe“, so klischeebehaftet das auch klingen mag, einfach mehr von allem. Mehr Prog, mehr Metal, mehr Rock-Hymne, mehr Pop-Ausritte, aber auch das Ausloten von Grenzen in folkiger und komplex-avantgardistischer Hinsicht schwingen hier mit. Eigentlich fehlt nur das Acht-Minuten-Epos fürs vollkommene Glück. Allerdings setzt das auch so problemlos ein, denn rein musikalisch sind und bleiben Coheed And Cambria über jeden Zweifel erhaben. Tatsächlich wirkt der Gesamteindruck direkter und eingängiger, verrennt sich nicht der erzwungenen Wendung wegen und treibt das eigene Storytelling geschickt voran. Stolze 23 Jahre nach dem ersten Kapitel bleiben die US-Veteranen Meister ihres Fachs.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 14.03.2025
Erhältlich über: Coheed And Cambria / Virgin Music / PIAS (Rough Trade)

Website: www.coheedandcambria.com
Facebook: www.facebook.com/coheedandcambria

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Category: Magazin, Reviews

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