Godzillionaire – Diminishing Returns

(c) Jason Dailey
Grunge-Fans könnte der Name Mark Hennessey noch geläufig sein. Mit Paw veröffentliche der Poet in den 90ern zwei kraftvolle Geheimtipps, der ganz große Wurf blieb leider verwehrt. Nach diversen anderen Projekten ist er aktuell mit Godzillionaire aktiv, welche die alte musikalische Liebe mit Stoner-, Doom- und Psych-Klängen vermischen. Mit dem bereits dritten Album „Diminishing Returns“ landet das Quartett bei Ripple Music und schickt sich an, den ohnehin ausladend gestalteten musikalischen Horizont erneut zu erweitern.
Schnell fällt die Vielfalt dieses Albums auf, das dennoch angenehm in sich geschlossen anmutet. Da wären beispielsweise kurze, knackige Tracks wie „Boogie Johnson“, die in aller Schnelle abräumen, sich roh und fieberhaft geben. „3rd Street Shuffle“ ist quasi dessen Fortsetzung, etwas schwerfälliger und grungiger, während die Riffs mehr und mehr abdrehen. Der wohlige Verfall begleitet dieses Powerhouse, dessen großer Bruder, „Drowning All Night“, die Vorzeichen verschiebt, Kanten abschrägt und dem Wahnsinn die passende Bühne gibt. Aus dem vermeintlichen Jam entsteht ein noisiger Abriss, düster und doch robust, während Hennsesseys Stimme gefühlt immer besser wird, wie guter Wein.
Ganz anders gestaltet sich das Ende des Albums mit zwei in die Länge gezogenen Monolithen, die dennoch beherzt zulangen. So lebt „Common Board, Magic Nail“ vor allem in Hall-Untiefen, gibt sich doomigen Psych-Visionen hin und lässt schlussendlich doch lautmalerische, wütende Gitarren übernehmen. Das Spiel mit Ebbe und Flut, mit betörenden Gesangsspuren und beklemmendem Understatement geht auf. „Shadow Of A Mountain“ kratzt an der Acht-Minuten-Marke und bringt die eigenwillige Stoner-Doom-Vision von Godzillionaire auf den Punkt – voluminös und doch voller kleiner Luftlöcher, die gleichzeitig zusammenhalten und auflockern. In drastischer, verstörender Düsternis liegt Melodik begraben.
Das Ergebnis ist unwirklich und verwirrend, doch zugleich angenehm zart und weich, dann wieder komplett entrückt und abgedreht. Der Widerspruch wird für „Diminshing Returns“ nach und nach zur Geheimwaffe, unvorhersehbar und doch so mitreißend. Das liegt selbstverständlich auch an Mark Hennessey, der alleine stimmlich unfassbar abliefert, seine Band stellenweise fast im Alleingang trägt. Muss er aber nicht, denn auch musikalisch können Godzillionaire mehr als nur mithalten. Ihr erstes Album für Ripple Music entwickelt sich zum anspruchsvollen, verwirrenden und doch begeisternden Siegeszug, den man sich vielleicht erst schön hören muss. Es lohnt sich jedoch von der ersten bis zur letzten Sekunde – eine wahnwitzige Wohltat.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 17.01.2025
Erhältlich über: Ripple Music (Bertus)
Facebook: www.facebook.com/godzillionaire
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